■ Standbild: Reibekäse
„Cheese“, Freitag,
21.15 Uhr, RTL
Sicher, mit seinem Auftritt als Königin Beatrix bei Richard von Weizsäcker hat der Mann für das Fernsehereignis der frühen 90er Jahre gesorgt. Und weil er wie alle guten Parodisten schwul ist (Stephan Wald), verdanken wir ihm, daß subkulturell aufgeladene Kultgegenstände wie Mitropa-Kaffeemaschinen, Gummihandschuhe, Schnittchenplatten und die Zellulitiscreme ihren Weg auf den Schirm fanden. Auch den Hurz! wird man Hape Kerkeling nie vergessen.
Aber mit dem Wechsel auf den Kommerzkanal RTL kennt die „Witzischkeit“ nun doch Grenzen. „Cheese“, so das neue 30minütige Produkt, mit dem Kerkeling Fernsehshow-Formate gleich im halben Dutzend persifliert, wird zwischen Hundefutterwerbung und Comedy-Trailern zerrieben. „Tutti- Frutti“, TED, der „Große Preis“, „Wetten, daß...?“ und „Was bin ich?“ – das war zuviel der Verarsche, da kam in der Kürze der Zeit nichts auf den Punkt.
Noch bevor die ersten Kalauer und Urinwitze sich in dem übergroßen, in den RTL-Farben gehaltenen Live-Studio verloren, sang Hape ein Liedchen: „Schau TV, denn TV ist einfach revolutionau.“ Genau das ist „Cheese“ nicht mehr. Die Show versammelt bloß bewährte Hape-Versatzstücke und verdünnt sie damit. Wer sich als selbstironischer Unterhalter im Privatfernsehen bewegt, muß gnadenloser gegenüber eben diesem Privatfernsehen sein. Der kleine Seitenhieb auf die „Douglas“-Parfümerien wird unglaubwürdig, wenn alsbald der Werbeblock folgt. Die angeschwollenen Hoden des Feldhasen sind auch nicht gerade der Gipfel des Humors. Nur noch langweilig: Kerkelings Gewichtsprobleme, hier angedeutet durch Käsehappenverzehr und Nutella-Schleckerei.
Selbst die Undercover-Einspielfilmchen von den Karl-May-Spielen in Elspe oder vom Urlaubsstau auf der Autobahn – eigentlich Kerkelings Stärke – gingen daneben: zu hektisch und zu platt. Da sind sogar manche Heimvideos lustiger. „Cheese“ ist ähnlich fade und kühl wie „Aber Hallo“ von Frank Elstner, der für RTL auch nur eine schnelle Miniaturversion seiner besten Ideen zusammenstellte. Hans-H. Kotte
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