: Balance zwischen Natur- und Feuerschutz
■ Australische Buschfeuer: Schuldzuweisung an Naturschützer
Sydney (taz) – Die Buschfeuer um Sydney qualmen nur noch leise. Dafür entflammt nun der politische Streit um die Verantwortung für das Ausmaß der Katastrophe. Schon früh hatte der Farmerverband von Neusüdwales die staatliche Verwaltung der Nationalparks als Verantwortliche ausguckt. Die Farmer werden von einigen Abgeordneten der ihnen nahestehenden National Party unterstützt. Auch sie werfen dem National Park- und dem Wildlife Service vor, zu wenig für die Erhaltung der Feuerschneisen getan, vor allem aber zu wenig „hazard reduction burning“ betrieben zu haben. Das heißt, die Parkverwaltung hätte im Winter viel mehr niederes Buschwerk und Kleingehölz niederbrennen sollen, um so der raschen Ausbreitung von Buschfeuern entgegen zu wirken.
Jetzt haben einige Abgeordnete der rechtskonservativen Liberal Party noch eins draufgesetzt. Pauschal warfen sie den „Greenies“, den Umweltschutzverbänden Australiens und den kleinen grünen Parteien, vor, sie hätten sich bei der Bekämpfung der Feuer auffällig zurückgehalten.
Die Umweltschützer lehnen den Einsatz von Feuer zur Pflege des Waldes und zur Buschfeuerprävention jedoch gar nicht grundsätzlich ab. Nur sei, erklärt Richard Mills von Greenpeace South Australia, dieses „backburning“ ein komplexer Vorgang, der ein profundes Wissen der Ökosysteme voraussetze. So gäbe es beispielsweise in bestimmten Gebieten Unterholzarten, die die Hitze des Feuers brauchen, um ihre Samen verbreiten zu können. Es gelte die Balance zwischen Naturschutz und Feuerschutz zu finden. Aborigine Gemeinschaften verfügen über seit Jahrhunderten über das Wissen, Feuer gezielt einzusetzen. Es sei sinnvoll, ihre Kenntnisse zu nutzen, so Richard Mills.
Die Farmer dieser Gegend arbeiten grundsätzlich nach europäischen Anbaumethoden. Ihre Haltung zum „backburning“ sei von großem Unverständnis für die ökologischen Bedingungen der Region gekennzeichnet. Den Vorwurf, Naturschützer hätten sich bei der Feuerbekämpfung zurückgehalten, weist Mills strikt zurück. Mitglieder von Greenpeace Sydney hätten als Freiwillige die Feuerwehr aktiv bei der Brandbekämpfung unterstützt.
Auch die Nationalpark-Verwaltung verteidigte sich gegen die Anwürfe von rechts. Man habe sogar mehr „backburning“ betrieben als je zuvor. Doch sei es lächerlich zu glauben, damit könnten Buschfeuerkatastrophen verhindert werden, solange es Brandstiftung gibt. Zudem, so Mills, ignorierten die Australier die globalen Klimaveränderungen. Die für die Jahreszeit untypischen Winde, die die Katastrophe anheizten, hingen höchstwahrscheinlich mit dem Treibhauseffekt zusammen. Ob die australische Gesellschaft lernt, mit dem Buschfeuer so umzugehen, wie sich Richard Mills und Greenpeace das wünschen, kann bezweifelt werden, wenn die Aussies mit dem Problem genauso umgehen wie mit dem Ozonloch. Da besteht die einzige Gegenmaßnahme im Einsatz von Hüten und Sonnencreme. Norbert Faber
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