: Geht die Krim zurück an Rußland?
■ Anschluß-Befürworter bei Wahlen vorn / „Ruch“ warnt
Berlin/Sewastopol (taz) – Bei den Präsidentschaftswahlen in der zur Ukraine gehörenden autonomen Republik Krim führt nach ersten Ergebnissen der Russe Juri Meschkow. Der 48jährige Jurist und Chef der „Republikanischen Partei“ war im Wahlkampf für eine völlige Selbständigkeit der Krim und deren Beitritt zur russischen Rubelzone eingetreten. Nach Meschkow, der rund 40 Prozent der Stimmen erhielt, folgt mit etwa 20 Prozent der bisherige Parlamentspräsident, Nikolai Bagrow, der den autonomen Status der Krim innerhalb der Ukraine beibehalten will. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, setzte die Wahlkommission eine Stichwahl für den 30. Januar an.
Um das neu eingeführte Amt des Präsidenten hatten sich insgesamt sechs Kandidaten beworben, wahlberechtigt waren 1,9 Millionen Menschen. Die Wahlbeteiligung wurde gestern von der Wahlkommission mit 78,3 Prozent angegeben. Die ukrainische Regierung hatte den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr zugestimmt. Die Abgeordneten der Krim erklärten sich im Gegenzug bereit, auf ein Referendum über die Unabhängigkeit der Krim von der Ukraine zu verzichten.
In der urkainischen Hauptstadt Kiew meldete gestern die ukrainische Nationalbewegung „Ruch“ ihre Befürchtung an, das Wahlergebnis könnte zu einem Verlust der Halbinsel führen. Ruch hatte sich im Vorfeld gegen die Einführung des Amtes eines Präsidenten der autonomen Republik ausgesprochen. Die mehrheitlich von Russen bewohnte Krim und Sewastopol, der Heimathafen der ex- sowjetischen Schwarzmeerflotte, waren 1954 der Ukraine vom damaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow, einem Ukrainer, geschenkt worden. Bis dahin hatte das Gebiet zur Russischen Föderation gehört.
rr
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