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Stahlarbeiter gegen den Filz

■ HSW-Arbeiter attackieren Weiland & Co., Grüne, Betriebsrat und IG Metall diskutieren gemeinsam Stahlwerkskrise

Heinrich Schwantes, Betriebsratsvorsitzender der Hamburger Stahlwerke (HSW), nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir stellen fest, daß es möglich ist, mit 110.000 Mark ein Millionenvermögen aufzubauen.“ Klaus Mehrens, Chef der Hamburger IG Metall, sekundierte: „Der Verdacht auf private Bereicherung hat Nahrung. Das war in der Konstruktion der Rettung der Hamburger Stahlwerke 1983 angelegt“. Die Kritik am Stahlwerks-Filz, geäußert am Mittwochabend auf einem gemeinsamen Meeting von Stahlarbeitern, Grünen und IG Metall, galt Senat, Landesbank und dem Sozialdemokraten Gerd Weiland, der dank staatlicher Bürgschaften zu einem der vermögensten Hamburger Industriellen aufstieg.

Gekommen war die Arbeiterklasse, um mit den Grünen über die Zukunft ihres Werks zu sprechen, gegebenenfalls Verständnis und Hilfe zu finden. Ihre Hoffnung auf Rettung durch den Senat, so zeigte sich, ist inzwischen auf ein Minimum gesunken. Stillegung oder Übernahme durch den italienischen Stahlkonzern Riva – diese Alternative bietet für die HSW-Arbeiter keine Perspektive. Die Übernahme durch Riva, das wissen sie, würde zwangsläufig zu einer Stillegung in einigen Jahren führen.

Was dann? Klaus Mehrens schloß noch einen dritten Weg aus: „Eine dauerhafte Abhängigkeit vom städtischen Subventionstropf darf und kann es nicht geben“. Die Hoffnung geht vorsichtig in Richtung einer auch ökologisch motivierten „Kreislaufwirtschaft“. Die HSW als norddeutsches Zentrum eines regionalen Stahlrecyclings, zum Beispiel in der Autoverwertung. In der zwar kontroversen, athmosphärisch aber unerwartet solidarischen Diskussion zwischen Grünen und Arbeitern blieben die Gegensätze freilich stehen. Krista Sager sah die Stadt nicht in der Lage, dauerhaft mit dem Subventionstropf „gegen den Weltmarkt anzustinken“. Die Stadt, so ergänzte Handwerskammer-Beraterin Ax, müsse sich entscheiden, „wofür sie ihre knappen Ressourcen einsetzt“.

Am Schluß kollektive Ratlosigkeit und etwas Einigkeit: Nein zum Filz, aber Fortsetzung der Diskussion um ein finanziell und ökologisch verantwortbares Industrie-Konzept für Hamburg. F. Marten

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