piwik no script img

Walfang harpuniert EU-Beitritt

■ Norwegen setzt Jagd auf Wale fort und erntet Widerstand in Brüssel / Zwergwalbestand im Nordatlantik wieder gewachsen

Brüssel (AFP) – Im vergangenen Jahr sind Norwegens Walfänger nach siebenjähriger Unterbrechung wieder ausgelaufen. Erlegt haben sie 226 Zwergwale, bis zu 300 sollen es in diesem Jahr werden. Genau dies droht aber zum Haupthindernis für den Beitritt Norwegens zur Europäischen Union zu werden. Einige EU-Staaten wollen unter keinen Umständen am Schutz der Wale rütteln, auch wenn norwegische Experten versichern, die Bestände des Zwerg- oder Minkwals hätten sich mittlerweile derart erholt, daß ein begrenzter Fang möglich ist. Die norwegische Regierung dagegen hält den Walfang für unerläßlich, um den Fischern im Norden ihren Lebensunterhalt und die traditionelle Lebensweise zu sichern. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir den Walfang aufgeben“, versichert Karsten Klepsvik, Norwegens Vertreter in der Internationalen Walfangkommission (IWC).

Innerhalb der EU hat sich in den vergangenen Tagen eine gemeinsame Verhandlungsposition herausgebildet, die selbst nur ein Kompromiß zwischen den zwölfen ist. Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und auch das ansonsten wegen seiner Stierkämpfe von Tierschützern eher kritisierte Spanien haben sich für den Schutz der Wale stark gemacht. Nun will die Union verlangen, daß auch Norwegen die EU-Richtlinie zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten (Habitats) einhält. Norwegens Antrag, den Zwergwal aus der Liste der bedrohten Tierarten zu streichen, soll nicht nachgegeben werden. Allerdings enthält die Habitats-Richtlinie auch die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen für die Jagd auf geschützte Tierarten zu gewähren. Dazu müßten die Norweger etwa nachweisen, daß die Wale die Fischbestände leerfressen oder daß der Walfang ein „bedeutendes öffentliches Interesse“ wirtschaftlicher oder sozialer Natur darstellt. Aber schon jetzt betonten EU-Vertreter, sie würden einen entsprechenden norwegischen Antrag ablehnen.

Norwegen fühlt sich von der „vollkommen unproportionierten“ internationalen Kritik am Walfang mißverstanden. Nach Angaben des norwegischen Vertreters im Wissenschaftsausschuß der IWC, Lars Wallöe, ist der Bestand von Zwergwalen im Nordostatlantik mit 87.000 groß genug, um begrenzten Walfang zuzulassen. Der IWC-Wissenschaftsausschuß habe daher für Norwegen sogar eine jährliche Fangquote von 800 Stück für akzeptabel gehalten. Die Walfangkommission selbst hat jedoch noch kein Votum abgegeben, sondern hält an ihrem generellen Walfangverbot fest.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen