Grünes Licht für Kino-Flebbe

■ Senat entscheidet heute über 35-Millionen-Projekt / Der Kinogigant am Dammtor soll kein „Cinemaxx“ mehr sein Von Marco Carini

Die Würfel sind gefallen, das Ergebnis ist bekannt. In seiner heutigen Sitzung wird der Senat grünes Licht für den Bau eines Mammut-Kinocenters am Dammtor-Bahnhof erteilen; gegen den Widerstand des betroffenen Bezirkes (Hamburg-Mitte) und trotz erheblicher verfahrensrechtlicher Bedenken der Baubehörde.

Kino-Kronprinz Hans-Joachim Flebbe (42) will auf dem Gustav Mahler-Park am Dammtordamm, dort wo heute noch der geschlossene Bierpalast vor sich hin rottet, einen 6.500 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche umfassenden Lichtspielkomplex errichten; und wird es nun auch dürfen. Geplant ist ein Filmfestspielhaus mit acht Kinosälen, das 2.800 BesucherInnen fasst und eine angemessene Umgebung für Filmpremieren und Kinofestspiele bietet. Rund 35 Millionen Mark soll das Projekt, das in nur einem Jahr aus dem Boden gestampft wird, kosten. Die Stadt erhält für die Überlassung des Grundstücks im Erbbaurecht rund 11 Millionen Mark aus dem Portemonnaie von Flebbe und dessen Finanzier Rolf Deyhle.

Der Bezirk hatte sich lange gegen den Kinotempel gewehrt. Trotz S-Bahn und Bushaltestelle in Sichtweite befürchten die BezirkspolitikerInnen ein zusätzliches PKW-Aufkommen am Dammtor, daß „die Straßen nicht mehr verkraften“. Durch die mit der Unterkellerung des Gebäudes verbundene Grundwasserabsenkung würde dem wertvollen Baumbestand des Parks „das Wasser abgegraben“. Die von Flebbe vorgeschlagenen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen – ein kleiner See und einige Vogelnistkästen – bewertet das Bezirksamt als „schlechten Witz“.

Doch damit nicht genug: Obwohl die Fläche im gültigen Baustufenplan als „öffentlche Grünanlage“ ausgewiesen ist, will der Senat das Kino-Projekt durchpeitschen, ohne diese Festlegung planungsrechtlich zu korrigieren. Bis zuletzt hatte die Baubehörde Widerstand gegen ein solches Verfahren geleistet. Sie ist, wie der Bezirk Mitte der Meinung, daß für den Kinoneubau die Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig ist, wurde mit dieser Position aber schon vor Wochen in einer Sitzung der zuständigen Senatskommission überstimmt.

Während die meisten Behörden dem Mirow-Plan schon im Vorfeld der heutigen Senatssitzung zustimmten, behielt sich die Baubehörde ausdrücklich eine Stellungnahme zu diesem Thema vor. Da die Einleitung eines B-Plan-Verfahrens aber den Kinoneubau gewaltig verzögern würde, dürfte die Wagner-Behörde abgebügelt werden. Allerdings: Die Rechtmäßigkeit dieses Verfahrens ist umstritten, wird das Mammut-Kino ohne neuen B-Plan errichtet, drohen Klagen der Cinemaxx-Gegner.

Nicht weniger brisant: Flebbe soll das Grundstück zum „Schnäppchen-Preis“ bekommen. Rund 17 Millionen, so rechnete der „Gutachterausschuß für Grundstückswerte“ im Auftrag der Finanzbehörde aus, müßten Flebbe und Deyhle für das Grundstück berappen.

Da dieser Preis jedoch, wie aus einem internen Behördenpapier hervorgeht, „bei den Investoren nicht durchsetzbar war“, verzichtete die Stadt großzügig auf 6 Millionen Mark.