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Millionen trotz Zweifeln

■ Stieringer-Prozeß: Treuhand war „schon frühzeitig“mißtrauisch

Die Treuhandanstalt hat bereits früh Zweifel an der Bonität des Bremer Unternehmers Heinz Krahmer gehabt, der nach der Wende aus mehreren ostdeutschen Bauunternehmen den Elbo-Konzern schmieden wollte. Dies machte Treuhand-Vorstand Hans Krämer am Montag als Zeuge vor dem Berliner Landgericht deutlich. Dort muß sich der Bremer Notar und Generalbevollmächtigte Krahmers, Hans-Jürgen Stieringer, wegen Untreue und Beihilfe zum versuchten Betrug verantworten.

Die Anklage hält Stieringer vor, 50 Millionen DM von Elbo-Unternehmen auf ein Konto der Bayerischen Vereinsbank in Berlin überwiesen zu haben. Krahmer habe damit gegenüber der Treuhand einen Bonitätsnachweis für den Erwerb der Unternehmen erbringen wollen. Als Kaufpreis seien 172,5 Millionen DM vereinbart worden, hieß es in der Verhandlung.

Krämer sagte, er habe „schon früh gebremst“. Die Zweifel an einer Privatisierung der Bauunternehmen an Krahmer seien vor allem durch Sonderprüfungen erhärtet worden. Man habe Licht in eine „Gemengelage von Options- und Geschäftsbesorgungsverträgen, von Dienstleistungen und Beratungen“ bringen müssen. Die 50 Millionen, die von den Elbo-Unternehmen auf das Berliner Konto überwiesen worden sein sollen, hätten keine Rolle gespielt. Man habe ihnen zunächst nicht ansehen können, ob es sich um eigenes Geld Krahmers handelte oder nicht.

Die 50 Millionen DM hat die Treuhand inzwischen zurückerhalten. Verschwunden sind weiterhin 11,6 Millionen DM. Sie hat Stieringer nach dem Anklagevorwurf von einem Konto der Märkischen Bauunion GmbH (Potsdam) in die USA überwiesen. Dort sollten sie zur Gewinnung eines Großbauprojekts in Saudi-Arabien dienen, das sich jedoch zerschlug.

Krahmer, der inzwischen noch vor Prozeßbeginn in Südostasien gestorben ist, hatte das Geld nach dem Scheitern der Gespräche mit der Treuhand nicht zurücküberwiesen. Es wird vermutet, daß es in seinen Firmen versickert ist. dpa

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