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Pietcong in Stuttgart

■ Demonstration gegen Giftmüllpolitik

Für ein besonders renitentes Völkchen hat die Bürger und Bürgerinnen am Rande der Schwäbischen Alb noch keiner gehalten. Eher schon sagt man den Menschen am Albtrauf und in Oberschwaben ein inniges Verhältnis zu Fleiß und Frömmigkeit nach. Am Samstag wird „d' Stroß gfägt“, und kein Pfarrer muß fürchten, vor leeren Kirchenbänken zu predigen.

Ganz anders am Samstag in Stuttgart: Schrill kostümierte Gestalten, die mit Knüppeln auf „Dioxinfässer“ eintrommeln, deren „Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland!“ von Nobelfassaden widerhallt. Ein Transparent nennt den SPD-Umweltminister der schwarz-roten Koalition als Adressaten der Botschaft: „Harald B. Schäfer, du bist ein Umweltschläfer! Jetzt wirst du von uns aufgeweckt, weil sonst die Umwelt hier verreckt!“

Was die 7.000 auf die Beine und nach Stuttgart bringt, ist die Aussicht, daß ihre Region zum Standort einer zentralen Giftmülldeponie für ganz Baden-Württemberg wird. Auf der Riesendeponie sollen die verschiedensten Sorten Giftmüll vermischt und turmhoch abgelagert werden. Demo-Redner Christof Ewen, Deponieexperte vom Ökoinstitut Darmstadt, nennt Gründe: „Nach dieser Methode wird das Grundwasser verseucht. Wenn nicht in zehn Jahren, dann in fünfzig Jahren.“ Ein „Plumpsklo für die Chemieabfälle“ stehe dem Musterländle schlecht an, meinte Heinz Frey, einer der Sprecher der über 50 Initiativen. Die Forderung, das Gift sortenrein, herstellernah und rückholbar zu lagern, sei nur vordergründig ein teurer Wunsch, sagen die BIs und mit ihnen viele Umweltexperten. Den Vorwurf, eine Sankt-Florians-Politik zu betreiben, lassen sie nicht gelten. Mathias Müller, BI-Sprecher aus Ravensburg: „Wir akzeptieren eine dezentrale Sicherheitsdeponie für den Müll aus unserer Region.“ Grüne und FDP werden in der kommenden Woche von der schwarz-roten Landesregierung ein neues Deponiekonzept fordern. Thomas Lachenmaier

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