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Im Club der Allesfresser

■ Informationsterror zum Mit- und Selbermachen: Das Medienspektakel „Faxatak“ vernetzt die Städtische Galerie mit dem Rest der Welt/ Heute vollrohr Programm mit dem Bremer „Media Access Bureau“

Hier treffen fernöstliche Gottheiten auf Strichmännchen, hier mischen sich indische Weisheiten mit Genesungsgrüßen aus der Bremer Neustadt: „I wish you all the Frühling in the world“. So sind die Botschaften, die seit drei Wochen aus der Städtischen Galerie an den Rest der Welt gefaxt werden, und umgekehrt. Vier tapfere Faxgeräte walten dabei unentwegt ihres Amtes, umsorgt von den Initiatoren der Aktion „Faxatak“: v.a. Studierende der heimischen Hochschule für Künste (HfK), die gemeinsam mit ihren sporadischen Besuchern senden und empfangen, senden und empfangen – in einem endlos schönen Kreislauf der Bilder und Texte.

Eine Endlosschleife um die ganze Welt: So stellen sich die Kunstfaxer den Idealfall vor. Was nämlich auf einem Gerät hereingeknattert kommt, wird sofort übermalt, überklebt & sonstwie bearbeitet und gleichzeitig, jawohl, schon in den nächsten Apparat gefüttert, der bereits nach Tokio sendet, oder Washington, oder Ibiza. Wäscheleinenlang hängen die Ergebnisse der ersten Wochen in der Galerie und warten auf den nächsten Schleudergang im Fleischwolf.

Die Aktionisten zeigen sich begeistert vom Schneeballeffekt, der sich im Laufe der „Faxatak“ entwickelt hat. Nach den ersten Faxen aus der Neustadt gab es Antwortzettel aus London, Saarbrücken, Groningen, Budapest – zumeist von anderen Kunsthochschülern. Aber auch gänzlich obskure Nummern finden sich auf der expandierenden Adreßliste der Bremer, wie z.B. Herr „Holger Meyer/Kastrationsmaschine“. Gleichviel – die Maschinen, egal welcher Natur, sind weltweit in Gang gesetzt und haben somit ein wichtiges Prinzip bewiesen: „Wir wollen das monologische Instrument Fax auf einen dialogischen Weg bringen“, sagt Stefan Döpner vom beteiligten Bremer „Media Access Bureau“.

Wer nun erwartet, einen weiteren Diskurs über Virtualität, Simultaneität und den ganzen Rest erteilt zu bekommen, wird netterweise enttäuscht. Denn die Faxatakker nehmen ihre Sache ganz pragmatisch. „Wir wollen sehen, was dabei passiert“; egal, was. „Wir fragen nicht: Was ist daran besonders künstlerisch wertvoll, sondern: Welche Formen von Kommunikation entstehen da eigentlich?“

Und da muß die Antwort lauten: Es ist schon eine grenzen- und uferlose, letztlich fassungslose Kommunikation, die da 24 Stunden lang über die kleine Welt der Galerie hereinbricht. Videostills von „Faxattak“-Gästen werden ebenso von den Faxgetümen gefressen wie lexikalische Abbildungen von Hirschkäfern; ein Fritz-Walter- Foto wird verdaut; ein intimer Gruß wird wiedergekäut: „Ciao, Tina!“ Da strahlt der Mittäter Tobias Lange: „Mich interessiert es, wenn sich alles mischt.“ Und für Kollegen Döpner wird endlich der Traum wahr, „selber Zugriff auf den Informationsterror zu nehmen, mit dem ich aufgewachsen bin, und ihn positiv umzumünzen“.

Das Positive, der Gewinn der „Faxatak“ liegt für die Organisatoren somit nicht nur in den Erträgen der Telekom durch erhöhtes Faxaufkommen in der Neustadt. Vielmehr stellen die Studenten freudig fest, daß nunmehr alle Fragen des Urheberrechts, des Borgens, Zitierens und Verwurstens künstlerischer oder sonstwelcher Quellen vollends aufgehoben sind. Im realen und globalen Remix, im Kreuz- und Querverkehr der Faxer nämlich – auch, wenn sie nicht alle in die große, weite Welt gelangen. 1. Faxer: „Wohin schickst du grad'?“ 2. Faxer: „Ins besetzte Haus im Buntentor.“ 1. Faxer: „Mensch, das ist doch gleich hier umme Ecke, das kannst du doch viel billiger vorbeibringen!“ tom

Heute, 20 Uhr, in der Städtischen Galerie (Buntentorsteinweg 112): „Virtueller Salon“ mit Arleen Schloss und Gästen, gleichzeitig „Faxatak“ auf allen Geräten

Sonntag, 6.2., 14 Uhr: Finissage; Arleen Schloss und M.A.B. versteigern u.a. T-Shirts mit den schönsten Motiven der „Faxatak“

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