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Terz im Kino

■ Sachschaden und Bombendrohung wegen des Films „Beruf Neonazi“

Erneute Rangeleien am Mittwoch im Metropolis-Kino. Die Leinwand wurde besprüht: „NA-Propaganda = Mord“. Der Sachschaden beträgt circa 3000 Mark. Bereits am Dienstag hatten etwa 20 Menschen versucht, die Aufführung des Films Beruf Neonazi zu verhindern.

Programm-Macher Martin Aust, der keine Eskalation wollte und deshalb nicht mit Hilfe der Polizei sein Hausrecht durchsetzte, hatte zuvor mitgeteilt, der Film werde nicht gezeigt. Das wollten die Zuschauer nicht hinnehmen und versuchten, ins Kino zu gelangen.

Das gelang erst, als die Polizei die Demonstranten vor dem Metropolis abdrängte. Die Protestierer, die sich allgemein als Flüchtlinge und Migranten aus Hamburg bezeichnen, waren nicht zur Diskussion bereit, ließen es aber schließlich zu, daß nach dem Vorfilm Nacht und Nebel – einer Dokumentation über die nationalsozialistischen Konzentrationslager – der umstrittene Film tonlos in ganzer Länge gezeigt wurde. Danach verschwanden die Demonstranten, und die letzten 30 Interessierten sahen den Film danach noch einmal – mit Ton. Einer Zuschauerin, die von einem Boykotteur erkannt worden war, flatterte gestern morgen die Bezichtigung ins Haus, sie sei eine Nazi-Frau.

Zudem hatte am Mittwoch gegen 18.15 Uhr ein Mann in einer Konfiserie in der Poststraße angerufen und mit computertechnisch verstellter Stimme gedroht, im Metropolis befände sich eine Bombe. Die Polizei verneinte nach Prüfung die Ernsthaftigkeit der Drohung und sah von weiteren Maßnahmen ab.

Der Film Beruf Neonazi ist noch am Montag abend im Metropolis zu sehen, am 15. Februar in gekürzter Fassung in einer Spiegel-TV-Reportage auf Sat 1, und VOX sendet ihn am 19. Februar in voller Länge in einem Spiegel-TV-Spezial. jk

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