: Hofbegrünung für Mexiko City
■ Berlin und Brandenburg werben für Umwelttechnik / Gemeinsamer Stand bei der "Technogerma" in Mexiko / Image: Natur im Glas / Humboldt-Uni bepflanzt Dach
Es stinkt zum Himmel, in Mexiko City. Auch die Berliner Luft, Luft, Luft ist nicht mehr das, was sie mal war; dennoch sollen die Lateinamerikaner jetzt Nachhilfe aus der Hauptstadt und aus Brandenburg bekommen – und die dafür nötige Technik bitt' schön gleich mitkaufen. Know-how- und Technologie-Transfer heißt das Ganze dann offiziell, und es ist die Grundidee der „Technogerma '94“. Diese „Leistungsschau deutscher Technologie“ findet vom 21. bis zum 27. Februar in Mexiko City statt.
Berlin und Brandenburg sind mit dabei und teilen sich einen Stand in dem Land, das wirtschaftlich zunehmend an Bedeutung gewinnt: Zum einen trat Mexiko jüngst der nordamerikanischen Freihandels- Assoziation Nafta bei, die seither mit den rund 370 Millionen Menschen Kanadas, der Vereinigten Staaten und eben Mexikos die größte der Welt ist. Zum anderen ist Mexiko nach Angaben von Hans Kremendahl, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie, „schon jetzt mit einem Anteil von 30 Prozent Hauptabnehmer deutscher Produkte in Lateinamerika.“
„Wir wollen das mal realistisch sehen“, relativierte sein brandenburgischer Amtskollege Wolf-Ekkehard Hesse gegenüber der Presse. „Deutschlands Anteil am mexikanischen Importvolumen beträgt nur drei Prozent.“ Allerdings kündigte Hesse an: „Um den Brandenburger Anteil werden wir kämpfen.“ Gelingen soll die Markteroberung mit Umwelttechnik. „Daß Mexiko besonderes Interesse an deutscher Umweltschutztechnologie bekundet, sollten die Berliner Unternehmen dieser Branche als Chance und Herausforderung begreifen, dieses Marktsegment zu besetzen“, verlangt Kremendahl von der Wirtschaft. Diese muß nach Meinung des Staatssekretärs „ihren Außenhandelsanteil deutlich steigern“.
Bepflanzte Hauswände zählen zunächst sicherlich kaum zu den technologischen Innovationen; dennoch sind sie zu selten. Nach Meinung von Franz und Wolfgang Rudolf, Wissenschaftler an der Humboldt-Uni, befinden sich die heutigen Städte „im lufthygienischen Mittelalter“. Obwohl es die technischen Möglichkeiten ihrer Darstellung nach gibt, werde die Luft ständig mit Gift und Krebserregern verpestet, „ohne daß es eine wirksame Ableitung und Entsorgung dieser Fäkalien gäbe“. Kommunale Abwasser-Kanalisationen hingegen seien selbstverständlich.
Die Wissenschaftler vom Fachbereich Agrar- und Gartenbauwissenschaften setzen auf grüne Wände, Mauern und Dächer, da nur diese „für zusätzliche urbane Vegetation real zur Verfügung“ stehen. Kurz: Kahle Wände nutzen keinem, Pflanzen daran verbessern Klima und Luftqualität erheblich. Die Idee allein ist freilich nicht neu; „was noch fehlt, ist ein Instrument, eine solche Entwicklung gesamtstadträumlich zu optimieren, ohne in starre Planungsschemata zu verfallen“. Diese Arbeit soll von Computern mit hochspezialisierter Software geleistet werden – für Kremendahl ein „Paradebeispiel, wie Wissenschaft, Wirtschaft und praktische Anwendung zusammenwirken und ineinandergreifen“ können.
Denn zur Veranschaulichung wird ein Dach in Mexiko City bepflanzt, das gerade einheimischen Studierenden zu Forschungszwecken zur Verfügung stehen soll. Schließlich kooperieren die Universitäten im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die Ende letzten Jahres zwischen den Hauptstädten vereinbart wurde.
„Solche konkreten Projekte als Folge eines Abkommens sind sehr wichtig für Mexiko“, versicherte Generalkonsul Luis Cabrera, der in Anspielung auf die EU betonte: „Die Nafta ist keine Festung.“
Der Gemeinschaftsstand, der von den beiden Landesregierungen mit je 360.000 Mark finanziert wird, solle auch für das Publikum interessant sein, erklärte Manfred Busche, Geschäftsführer der Messe, die die Projektregie übernommen hat. Dazu würden „10.000 Aufkleber mit Berlin-Motiven verteilt“. Als „kleine Erinnerungsgeschenke“ haben sich die Ökologie-Importeure Berlin und Brandenburg etwas Besonderes ausgedacht: Pflänzchen im Reagenzglas. Christian Arns
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