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Pflege mit Ach und Krach

■ Krankenhäuser kommen mit Gesundheitsreform noch zurecht

„In den Bremer Krankenhäusern ist im vergangenen Jahr kein einziger Patient aus finanziellen Gründen abgewiesen worden“, betonte gestern der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Bremen, Jürgen Scholz. Mit Ausnahme der Klinik St.-Jürgen-Straße, die auch 1993 ein Millionendefizit aus der Vergangenheit abbauen mußte, haben die Bremer Kliniken im vergangenen Jahr „im großen und ganzen Plus Minus null gemacht.“ Die akute medizinische Versorgung ist also sichergestellt, aber die Zukunft sehen die Krankenhäuser düster: Das dicke Ende, meinen sie, kommt erst noch.

Die Betreiber der Krankenhäuser im Land Bremen zogen gestern Bilanz nach einem Jahr Gesundheitsstrukturgesetz: seitdem müssen sie mit einem „gedeckelten“ Budget auskommen, das ihnen nur die jährlichen Einkommenssteigerungen der Krankenkassen zugesteht. An allen Ecken und Enden, bei der Auswahl von Medikamenten und Material, bei der Instandhaltung von Geräten, müssen die Krankenhäuser sparen. „Aber Drei Viertel unser Kosten sind Personalkosten“, meint Scholz. Da kann man zwar Teilbereiche privatisieren, aber vor dem Hintergrund der ohnehin hohen Arbeitsbelastung des Personals nicht einfach so Stellen streichen. Zwar wurde im letzten Jahr die Verweildauer von PatientInnen in den Kliniken gesenkt, aber gleichzeitig fordert das Gesetz einen erhöhten Verwaltungsaufwand. „Und gestrichen werden die letzten Tage im Krankenhaus, die Anfangstage mit all den teuren Untersuchungen bleiben natürlich.“

170.000 Kranke sind 1993 in den 13 Bremer Kliniken behandelt worden, 3.000 mehr als im Vorjahr. Mit der medizinischen Behandlung sind die Verwaltungschefs durchweg zufrieden, mit der Senatspolitik dagegen überhaupt nicht: denn das Land investiert nach ihrer Meinung zu wenig in die Häuser: „Nach dem Gesetz ist der Senat gehalten, die notwendigen Finanzierungen vorzunehmen.“ Von den ursprünglich für 1994 angesetzten 8 Mio Mark an Investitionen in neue Projekte stehen nach mehreren Sparrunden nur noch 1,65 Mio zur Verfügung. Und auch die, fürchten die Krankenhäuser, sollen jetzt dem Rotstift zum Opfer fallen. Insgesamt schieben die Kliniken in Bremen einen Investitionsstau von 270 Mio vor sich her. „Die dringendsten Projekte sind etwa Asbestsanierungen, Notstromaggregate oder die Auflösung von Sechsbettzimmern“, meint Klaus Fischer von der Evangelischen Diakonissenanstalt. Nun drohen die Krankenhäuser mit Klagen gegen den Senat: „Wenn dauernd der Fahrstuhl ausfällt und die Patienten die Treppen hochgetragen werden müssen, dann ist Zeit, sich über rechtliche Schritte für eine Investition Gedanken zu machen.“ bpo

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