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■ LeichtathletikDie Saubermänner

Berlin (taz) – Die Leichtathletik in Berlin hat drei Probleme. Zwei davon teilt sie mit anderen Sportarten und Bundesländern. Das eine ist die Dopingfrage, das andere Problem die mangelnde finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand und Sponsoren.

Das dritte Problem ist ein sehr Berlin-spezifisches: die Abwanderung von Spitzensportlern in die alten Bundesländer zu finanziell potenteren Vereinen. Keineswegs nur der Fußball – prominentestes Beispiel: Wechsel von Fußballer Andreas Thom zu Bayer Leverkusen – leidet unter dieser Entwicklung, sondern auch die Leichtathletik. Nach der gescheiterten Olympiabewerbung Berlins, der damit verbundenen Kürzung des Sporthaushaltes und entsprechender Zurückhaltung der Sponsoren fehlt es schlicht und ergreifend an Geld.

Um das zu verhindern, haben sich Spitzensportler der Hauptstadt zusammengesetzt, um einen Verein zu gründen: die „Clean Athletics Berlin“ (CAB). Mitglieder sind Athleten wie der 800-Meter Läufer Nico Motchebon oder Weitspringer Dietmar Koszewski sowie deren Trainer. Ebenso ist auch der neue Leiter der „Abteilung Leistungssport im Deutschen Leichtathletik Verband (DLV)“ (was für ein schöner Titel), Frank Hensel, unter den Gründungsmitgliedern zu finden. Vorsitzender des Vereines mit „revolutionärem Konzept“ ist Uwe Hakus, Trainer des Läufers Mike Fenner. Die Selbstorganisation der Sportler ohne Abkopplung vom DLV ist ein Novum, zumal der Vorgänger, das „Zehnkampf-Team“, im Streit mit dem Verband lag.

Das Interessante an dem Club ist, daß er weder eine Konkurrenz zu den „normalen“ Vereinen noch zum DLV sein will, der dann auch betont, sich über jede zusätzliche Geldquelle, die der Verein auftun sollte, zu freuen. „Das kann dem Sport in Berlin nur gut tun“, so der Pressesprecher.

Der Verein will ein unabhängiges Gremium aus den eigenen Reihen bilden, das über die Förderung der Sportler gezielt und vor allen Dingen individuell entscheidet. Wichtig sind den Gründungsmitgliedern die Nachwuchstalente. Aber nicht nur sie sollen unterstützt werden, sondern auch Angehörige des A- und des B-Kaders – die höchsten Förderstufen, die das Innenministerium vergeben kann.

Die Mittel werden nicht über Stipendien verteilt, sondern sollen an bestimmte Projekte gebunden werden, zum Beispiel Trainingslager und/oder Wettkämpfe. Auch die Förderung mit Sachmitteln wird angestrebt. Dazu bedarf es aber der direkten Unterstützung durch die Wirtschaft. Die ersten Gespräche mit der Industrie laufen nach Auskunft von Uwe Hakus bereits.

Unklar ist aber, ob man tatsächlich eine höhere Förderung erreicht oder doch nur eine Umverteilung der Gelder. Die kleineren Vereine fürchten, daß die eh schon knappen Mittel mangels „förderungswürdiger“ Sportler immer weiter auf wenige, aber leistungsstarke Klubs konzentriert werden.

Zweiter Schwerpunkt des CAB ist, wie der Name schon sagt, die Dopingproblematik. Wer also garantiert nicht gefördert wird, und das ist einfacher zu regeln als der komplizierte Streit ums liebe Geld, ist klar.

In den Genuß der Unterstützung soll nur kommen, wer nicht nur regelmäßig an normalen Dopingkontrollen teilnimmt, sondern auch an den wesentlich schärferen Steroidprofilkontrollen. „Wer beim Dopen erwischt wird, fliegt raus!“ sagt Uwe Hakus.Peter Tietze

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