: Sprechende Melodien
■ Giora Feidman spielte die Filmusik zu „Schindler's List“
Aus dem Unhörbaren findet sich leise ein Melodie, steigt auf und verschwindet in tonlos weiteratmendem Verharren der Klarinette: Giora Feidman, der „King of Klezmer“ und derzeitige Star der Kammerspiele. Am Donnerstag gab er dort eine Stunde vor Beginn von „Meschugge vor Hoffnung“ eine Kurzeinführung in das Wesen seiner Musik. Dabei stellte er neben dem Anfang von Georges Gershwins Rhapsody In Blue vier Stücke aus der Musik zu Steven Spielbergs neuestem Film Schindlers Liste vor, der in den nächsten Tagen bei der Berlinale Weltpremiere haben wird.
Den Soundtrack zur Holocaust-Geschichte um den deutschen Aufzughersteller hat Multitalent Feidman zusammen mit dem Violinvirtuosen Itzhak Perlman und dem Boston Symphony Orchestra in Los Angeles eingespielt. Hier in den Räumen, die in gutem und bösem so vielfach mit Hamburgs jüdischer Geschichte verbunden sind, begleitete ihn Alec Sloutski auf dem Keyboard.
Giora Feidman erklärte erneut, daß das Wort Klezmer zwar aus dem Hebräischen kommt aber über die speziell jiddische Musik hinaus meint, daß jedes menschliche Wesen ein Musikkörper ist, ein Instrument des Gesanges. So werde die Melodie nicht gespielt, sondern „gesagt“, als Ausdruck der „Seele“. Auch unter den entsetzlichsten Umständen der Verfolgung und Vernichtung im KZ seien einige der schönsten Musiken entstanden: „Ihr könnt uns alles antun, aber die Seele nicht berühren.“ Hinter jeder Melodie steht die konzentrierte Stille, die ungeheure Kraft der inneren Ruhe, von der Feidman sagt: „Ich glaube, wenn Menschen erzogen würden, dieser Ruhe zu lauschen, wäre es tatsächlich unmöglich, daß Menschen Menschen umbringen.“
Hajo Schiff
„Meschugge vor Hoffnung“, letzte Vorstellungen 15.-17. Februar. Klezmer-Einführung durch Giora Feidman am Dienstag um 19 Uhr, Konzert der Kammerspiel-Klezmer-Band, 18. Feb., 20 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen