: Theater als Prestige-Objekt
■ Kino-König Hans-Joachim Flebbe will mit einer Konzertagentur das Aegi-Theater übernehmen
Neuer Hausherr im Theater am Aegi wird ab Sommer eine Betreibergesellschaft, die aus Cinemaxx-Chef Hans-Joachim Flebbe und der Konzertagentur Hannover Concerts besteht. Wie von der Kulturverwaltung zu erfahren war, werde lediglich noch an Details im Nutzungsvertrag gefeilt. Hans-Joachim Flebbe stellt das zukünftige Nutzungs-Konzept vor.
taz: Weshalb übernehmen Sie das Theater am Aegi?
Hans-Joachim Flebbe: Um das Theater zu erhalten. Ich glaube, daß es möglich ist, das Aegi mit einem anspruchsvollen, vernünftigen Programm zu füllen. Daß mit einem Theater nicht groß Geld zu verdienen ist, ist für mich und alle anderen Beteiligten von vornherein klar. Es steckt kein kommerzielles Interesse dahinter, es ist lediglich ein Prestige-Objekt; und eine reizvolle Aufgabe.
Wie sieht das finanzielle Konzept aus?
Wir werden große hannoversche Unternehmen ansprechen, ob sie Patenschaften für gewisse Veranstaltungen übernehmen wollen. Für den Fall, daß eine Vorführung nicht das benötigte Publikum findet, stehen sie für den finanziellen Ausfall gerade. Wenn sich eine Veranstaltung wider Erwarten lohnt, dann haben die Paten das Geld gut, um eine nächste, risikoreiche Veranstaltung zu übernehmen.
Was wird im zukünftigen „Erlebnis-Theater“ am Aegi zu sehen sein?
An etwa 350 Tagen im Jahr soll das Theater geöffnet sein. Fester Bestandteil ist nach wie vor das Gastspieltheater. Außerdem veranstalten wir zweimal im Jahr Theater- und Tanzfestivals auf der Basis einer neuen Idee, die auch hinter den anderen Festivals steht: Wir tun uns mit Konzert- und Theaterveranstaltern in anderen Städten zusammen, um die Kosten für Produktionen zu teilen. Außerdem werden wir Messeshows, die es früher schon gab, wieder aktivieren. Ich denke auch daran, Film-Premieren zu veranstalten, die in einem Saal mit 1.000 Plätzen und einem Foyer auch richtig gefeiert werden können.
Das Theater muß einfach quergehen, es muß für alle Leute offen stehen.
Wer macht das Programm?
Es gibt einen Programmbeirat, dem verschiedene Leute angehören: Wie etwa Frau Winter vom Theaterbüro Hannover, oder Detlef Simon, besser bekannt als Desimo, ein Zauberer und Journalist, und wahrscheinlich auch Gaby Naumann und Dieter Jaenicke. Dieser Programmbeirat wird zusammen mit dem Intendanten Gerd-Rainer Prothmann das Programm bestimmen.
Was geschieht mit den Angestellten des Theaters am Aegi?
Wir werden von den 22 Mitarbeitern des Aegis 12 oder 13 übernehmen, aber noch mindestens zehn eigene dazu einstellen. Wir machen mit der Stadt so eine Art Übernahme-Vertrag: Die, die wir übernehmen, bleiben Angestellte der Stadt, das heißt, wir zahlen der Stadt die Gehälter. Die anderen, die meist im Verwaltungsbereich gearbeitet haben, werden von der Stadt weiter beschäftigt.
Wie lange wird der Nutzungs-Vertrag laufen?
Die Absicht ist, einen Vertrag für 10 Jahre abzuschließen, wobei wir uns allerdings ein Rüctrittsrecht, nach zwei oder drei Jahren, einräumen. Wir sind bereit, ein gewisses Risiko zu tragen, aber wenn das Theater über Gebühr Verluste mit sich bringt, müssen wir ausscheiden.
Fragen: Nils Meyer
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