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Umsonst gewartet

■ Premiere des „Theaters ohne Bühne“

„Überall gibt es Kulissen, man muß nur wissen, was gespielt wird.“ Dieser Satz der Leona aus Christine Kappes Georga gilt vor allem für das Stück selbst. Am letzten Dienstag war Premiere im Hauptgebäude der Uni. Fazit nach einer Stunde Spielzeit: Die Zuschauer hätten die Zeit besser verbracht, wenn sie den Abend statt im Theater an einer Straßenbahnhaltestelle verbracht hätten.

Davon handelt nämlich das Stück. Drei Personen unterschiedlicher Herkunft warten auf die Straßenbahn. Im Hintergrund sitzen zwei Obdachlose, die auf die nächste Flasche Alkohol warten. Quoss, ein trinkender Schriftsteller, wartet auf eine Eingebung, Leona auf den Herbst, wo die Blätter am ehrlichsten sind, da sie ihre natürliche Farbe annehmen.

Der Zuschauer wartet mit: Auf eine sinngebende Erleuchtung von Quoss, auf einen gescheiten Satz von Leona, schließlich auch auf die Straßenbahn, die die drei Protagonisten endlich aus der Handlung fährt: Ersatzweise auf das Ende des Stückes. Nur in diesem Punkt ist das Stück authentisch: die Bahn kommt nicht.

Stattdessen philosophiert man über schwarzen Kaffee und das Wetter im Allgemeinen sowie über Spinnen im Kopf. Und die Schauspieler warten weiter, womöglich auf bessere Tage mit guten Stücken. Georga endlich, ein Vorstadtengel, ist für die Passanten die langersehnte Erlösung.

Insgesamt braucht sich im Publikum niemand angesprochen fühlen, denn die SchauspielerInnen sprechen ins Leere. Einzig die schauspielerische Leistung von Gabi Rössig als Leona vermittelt den guten Willen, als versuche zumindest sie, dem Stück einen Inhalt einzuhauchen. Alle anderen klammern sich an ihre hochphilosophischen Worte und gucken möglichst tragisch und sehr bedeutungsschwanger.

Beifall hat allein das Publikum verdient, das artig applaudierte.

Vera Lüdeck

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