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Aus Fax mach neu

■ Aktenvernichter stiftet Erfinderpreis: Was soll aus Altpapierbergen werden?

Die Prognose ging völlig daneben: Die Computer haben Papier nicht annähernd überflüssig gemacht, es auch nicht aus den Büros verdrängt. Ideen, wie die riesigen Papier-Abfallberge vermieden werden können, sind noch seltener als Vorschläge, was mit ihnen angestellt werden soll. Recyclingpapier wird noch lange nicht soviel nachgefragt, wie Altpapier anfällt.

Der Phantasie möchte jetzt Unternehmer Meinrad Müller Beine machen. Er hat den „Büro-Recycling-Erfinderpreis 1994“ ausgeschrieben. Bis zum 28. Februar nimmt er Vorschläge entgegen, welche Produkte aus nicht mehr benötigten Briefen, Akten und Formularen entstehen könnten.

Ganz uneigennützig ist diese Idee freilich nicht: Müller ist Inhaber der Alpenland GmbH bei München, die – wen wundert's – Akten vernichtet. Täglich fallen im Unternehmen mit dem bergigen Namen also ebensolche aus Papier an, und die Entsorgung bleibt Sache des Chefs. Der scheint von der Kreativität seiner Mitarbeiter nicht mehr ganz überzeugt zu sein.

Ein Bauer habe ihm große Mengen des Papierkonfettis abgenommen, um diese mit etwas Beton vermischt in eine Form zu gießen, lobt er externen Ideenreichtum. Das Ergebnis: der erste „Aktenstein“. Dieser sei leicht und preiswert gewesen; der findige Bauer habe so kostengünstig seinen Stall erweitern können.

Solche Ideen braucht Unternehmer Müller und läßt sie sich etwas kosten: 10.000 Mark winken dem Gewinner des Erfinderpreises; für Rang 2 gibt es einen Laptop mit eingebautem Fax und Modem. Den dritten Platz will Müller mit einem PC honorieren; sieben weitere Tüftler erhalten eine elektrische Schreibmaschine.

Die Vorschläge sollen „praktikabel sein und einen Nachahmungseffekt erzielen“, so die Bedingung. Für Erfinder, die weitere Informationen brauchen, hat Müller bis Monatsende persönlich ein offenes Ohr, das er den Anrufern unter 0130-84 22 11 sogar kostenlos leiht.

Als Schirmherren für den Preis konnte der Unternehmer den Präsidenten des Deutschen Patentamtes, Professor Erich Häußer, gewinnen, wie die Ideenschützer in München gegenüber der taz bestätigten. Er begrüße die Förderung „erfinderischer Kreativität“, antwortete er dem Alpenland-Chef. Da die Bundesrepublik ein rohstoffarmes Land sei und von seinen „geistigen Ressourcen“ leben müsse, so der Präsident, müsse ein solcher Wettbewerb positiv gesehen werden. Häußer ließ wissen, er „hoffe auf viele Erfindungen, deren Umsetzung in die Praxis gelingen möge“. bbs/ca

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