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■ Das PortraitWalter Thiele

Der Erfinder des Lachsacks und anderer bahnbrechender Neuigkeiten wird heute 73 Foto: Ströbel-Produktion

„Nur wer reich ist, kann frei sein.“ Dieser Satz stammt aus der Feder von Walter Thiele, der sein Leben als „Erfinder, Geschäftsmann, Künstler und Globetrotter“ auf 3.000 Seiten niedergeschrieben hat. Noch sucht der selbsternannte „König der Erfinder“ einen Verleger für sein Lebenswerk.

Seine erste Million verdiente der gebürtige Berliner, der heute 73 Jahre alt wird, in den sechziger Jahren mit der Auto-Arzt-Plakette. Die zweite Million zog „Käpt'n Bodo“ mit dem Lachsack an Land. Stolz verweist Thiele, der mit seiner 30jährigen Frau am Tegernsee und in Cannes lebt, auf 120 Millionen verkaufte Lacher. Thiele hofft, den Lachsack noch dieses Jahr in Apotheken zu bringen. Gesundheitsminister Seehofer soll seinen Segen gegeben haben.

Bevor sich Thiele ausschließlich dem Erfinden widmete, arbeitete er in der Forschungsabteilung des Reichsluftfahrtministeriums, als Kriegsberichterstatter und Nachwuchsentdecker. Er leitete eine wenig erfolgreiche „Charme-Schule“, eine Zeit mit „bildschönen Aktfotos“, die andere als pornographisch einstuften, folgte. Als „Bodo Tassor“ malte er ein Jesus-Gemälde, das Papst Johannes Paul II. gesegnet haben soll. Ein Großteil seines Vermögens geht nach Thieles Angaben an soziale Einrichtungen und ein Kinderdorf in Togo. „Die Kinder beten für mich, das macht mich glücklich“, behauptet der Gönner, der sich mehr als tausend Erfindungen rühmt. Für sich selbst hat er den Titel „Ehrenpräsident des Europäischen Erfinderverbandes“ erfunden. Der Verband hat nämlich keine Ehrenpräsidenten. Thiele, der sich vorwiegend auf billig herzustellende Produkte konzentriert hat, kreierte so unverzichtbare Artikel wie Windel-Warngerät, Zwiebelbrille, Autogarage im Koffer, Berliner Luft in Dosen, geräucherte Eier und hustende Aschenbecher. Auch an der Entwicklung des Möllemannschen Einkaufschips war er beteiligt.

Thiele, der sich und seine Erfindungen gut zu verkaufen versteht, will, da er selber ausgesorgt hat, seine Erfolgsrezepte an junge Menschen weitergeben. Für den chinesischen Lachsack oder den Auto-Pannen-Roller sucht er noch Lizenznehmer, denen er „Millionengeschäfte“ verspricht. Alle Angaben ohne Gewähr. Barbara Bollwahn

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