piwik no script img

Luftverpester mit Senatssegen

■ 40 Prozent mehr Dioxin durch geplante Verbrennungs- anlage / Bezirksamt Reinickendorf dagegen, Senat dafür

Falls der Senat den Antrag der Gottschol Metallwerke zum Bau einer Verbrennungsanlage in Reinickendorf genehmigt, wird die Umgebung des Betriebes stärker als bisher mit krebserregenden Dioxinen belastet. Das Unternehmen an der Kopenhagener Straße will einen Ofen bauen, um den beim Aluminiumrecycling entstehenden Filterstaub zu verfeuern. Bereits vor einigen Jahren hatte ein Senatsgutachten ergeben, daß Boden und Luft mit gesundheitsgefährdenden Dioxinmengen verunreinigt waren.

Durch die beantragte Anlage wird sich der Dioxinausstoß pro Kubikmeter Fabrikabgase nach Berechnungen von Gottschol um etwa 40 Prozent erhöhen. Trotzdem ist „die Genehmigung eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich“, so ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Grund: Die zusätzliche Dioxinmenge liege noch unter dem für Aluminiumschmelz-Betriebe gültigen Grenzwert des Bundesimissionsschutz- Gesetzes. Das Unternehmen habe deshalb einen Anspruch auf Genehmigung.

Dem Antrag der Gottschol Metallwerke zufolge soll der neue Ofen eine zwanzigmal höhere Verbrennungskapazität haben, als die Fabrik für die Entsorgung ihres eigenen Staubes braucht. Die Alternative Liste Reinickendorf befürchtet deshalb, daß dort auch Rückstände aus anderen Unternehmen beseitigt werden sollen. Aus der Senatsverwaltung für Umweltschutz war jedoch zu erfahren, daß Gottschol im Höchstfall eine Genehmigung für die Verbrennung der 20 Tonnen Filterstaub pro Jahr bekommt, die im Unternehmen selbst entstehen.

Das Gesundheitsamt Reinickendorf lehnt den neuen Ofen in einer Stellungnahme an den Senat grundsätzlich ab. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, heißt es: „Weitere Emissionen, wie sie durch die geplante Anlage zu erwarten wären, ... stellen eine unzumutbare zusätzliche Belastung für die umliegenden Wohngebiete dar.“ Die Senatsverwaltung für Umweltschutz als Genehmigungsbehörde muß die Meinung des Bezirks einholen, braucht sich aber nicht nach ihr zu richten.

Andere Beseitigungsmethoden als die geplante Verbrennung würden gar nicht geprüft, bemängelt Hartwig Berger, umweltpolitischer Sprecher der Grünen. Bei der sogenannten Pyrolyse, einem chemischen Verfahren zur Zerstörung von Dioxinen unter extrem hohen Temperaturen, werde die Vergiftung der Umwelt erheblich reduziert. Das Unternehmen Gottschol selbst will keine Auskünfte darüber geben, ob andere Entsorgungsmethoden, Deponierung oder Pyrolyse, praktikabel sind. Hannes Koch

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen