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Schluß mit Prävention?

■ Die Polizeiführung will den Jugendschutz auflösen

„Wir sind strikt gegen eine Auflösung!“ Klare Worte des Geschäftsführers der Hamburger Gewerkschaft der Polizei (GdP), Dieter Schöneck, zu Plänen der Polizeiführung, den Jugendschutz dem Rotstift zu opfern. Schöneck: „Die Jungs und Mädchen machen eine ganz hervorragende Arbeit. Auch wenn man die Erfolge nicht mit der Strichliste zählen kann, sind sie auf längere Sicht deutlich spürbar.“

45 Jugendschutz-BeamtInnen sind derzeit nach Angaben des Senats in den vier Direktionen Hamburgs tätig. Schwerpunktaufgabe ist vor allem die Prävention, zum Beispiel auf die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes zu achten – insbesondere was die Abgabe von Alkohol an Minderjährige angeht.

Darüber hinaus ist es etwa in der Direktion Ost Aufgabe der JugendschützerInnen, auf Jugendgangs zuzugehen, Aggressionen abzubauen und Auseinandersetzungen zu verhindern. Dort, wo sich in Jugendcliquen rechtsradikale und rassistische Tendenzen breitmachten, versuchten die Jugendschützer entgegenzuwirken – zum Teil mit Erfolg.

Im City-Bereich gibt es dagegen ganz andere Probleme. „Ein Schwerpunktbereich ist natürlich der Hauptbahnhof und St. Georg mit dem Stricherjungen-Milieu, Postitution minderjähriger Mädchen sowie die Rauschgift- und Beschaffungskriminalität“, so ein Jugendfander. Seine Befürchtung: Wenn die JugendbetreuerInnen der Schulbehörde nunmehr am Hauptbahnhof-Kiez allein gelassen würden, weil der Jugendschutz aufgelöst wird, wären die Streetworker auf lange Sicht überfordert.

Aufgrund der wichtigen Funktion der JugendschützerInnen stoßen die Sparvorschläge bei der GdP auf totales Unverständnis. Nach Auffassung der Gewerkschafter werden durch derartige Vorschläge der Polizeiführung auch die Vorgaben von Innensenator Werner Hackmann konterkariert, mehr polizeiliche Präsenz vor Ort zu zeigen. Schöneck: „Wenn man Bürgernähe praktizieren will, dann praktizieren gerade die Jugendschützer oder Verkehrslehrer an den Schulen, die ebenfalls wegfallen sollen, Bürgernähe – auch wenn das nur kleine Bürger sind.“

Auch der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Mahr, früher selbst als Jugendschützer tätig, hält die Sparpläne für bedenklich: „Jugendschutz ist eine Gradwanderung zwischen polizeilicher Arbeit und Jugendarbeit, die teilweise auch ins Aufgabenfeld der Jugendbehörde fällt.“ Seine Erfahrungen im Bereich der Prävention sind positiv. Manfred Mahr: “Wir wurden oft ernster genommen und hatten mehr Einfluß auf die Jugendlichen, als die Streetworker der Jugendbehörde.“

Mahr kritisiert das Procedere, wie derzeit über Sparmaßnahmen bei der Polizei beraten wird. Er fordert, für eine effektive Umstrukturierung der Polizei externe Fachberatung hinzuzuziehen. Die GdP kündigte auf jeden Fall an, wenn sie Mitte März in die Beratungen über das Sparpaket mit einbezogen wird, gegen die Auflösung des Jugendschutzes zu votieren. Schöneck hat allerdings wenig Hoffnungen: „Wenn ein Sparpaket erst einmal geschnürt ist, ist es sehr schwer, noch Veränderungen durchzusetzen.“

Kai von Appen

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