: Ein Volkstheater für das Buntentor?
■ Auf dem Fuhrparkgelände ringen die Neustädter weiter um ihr versprochenes Kulturzentrum
So hatten sich die Neustädter ihr „Kulturzentrum Fuhrpark“ wahrscheinlich nicht vorgestellt: Unterm Dach des alten Brauereihauses am Buntentorsteinweg, auf dem alten „Taubenboden“, hat ein Häuflein freier Kulturgruppen der „Fuhrparkinitiative“ am Wochenende „Eröffnung“ gefeiert – der Rest des Hauses bleibt ihnen wohl weiter verwehrt. Büroräume und vor allem die Städtische Galerie haben längst den Platz besetzt, auf die die Initiative lange Jahre spekuliert hatte. Im Beirat Neustadt hat man jedenfalls einmal mehr das Gefühl, daß „uns die versprochenen Sachen Stück für Stück nach Salamitaktik weggenommen werden.“ Als Veranwtortliche für das Hickhack werden die „Bremische“ als Eigentümerin und das Kulturressort als Planungsstelle angesehen. Das gewünschte Forum für die Stadtteilkultur könnte nun allerdings in der benachbarten Schwankhalle entstehen. Ein privater Investor soll das Gebäude im Laufe dieses Jahres zu einem Veranstaltungsraum „fürs ganze Buntentor“ umbauen.
So verspricht's zumindest die „Bremische“ als Eigentümerin des Fuhrpark-Komplexes. Oben Probenräume fürs Theater, unten ein Veranstaltungsraum für 150 bis 200 Plätze: So schön könnte alles werden. Noch im Frühjahr rechnet Geschäftsführer Wendelin Seebacher mit dem entsprechenden Vertragsabschluß. Darin soll bindend festgeschrieben werden, daß neben dem geplanten Wohnungsbau auf dem Gelände eben auch Platz für Kultur sein soll – welche, darüber gibt es derzeit noch unterschiedliche Auffassungen.
Neben Theaterveranstaltungen könnten in der renovierten Schwankhalle z.B. auch Silberne Hochzeitsfeiern über die Bühne gehen, wenn's nach Seebacher ginge. „Die Leute müssen doch auch mal feiern können, sowas gibt's ja im ganzen Buntentor nicht!“ Die Fuhrparkinitiative hingegen kann sich hier „ein kleines Volkstheater im Stadtteil“ vorstellen. Vor allem das Zaubertheater, die Neustädter Speeldeel und das Schnürschuhtheater könnte dort doch noch den Raum bekommen, der den Gruppen im rückwärtigen Galeriehaus freilich längst versprochen war. Die Schnürschuhe fühlen sich jedenfalls „ausgetrickst“: Während andere Gruppen gerade noch im „Taubenboden“ untergekommen sind, sei für sie kein Platz mehr im zentralen Fuhrparkgebäude.
Längst hätten die drei Theater die dringend benötigten Proben- und Betriebsräume im Buntentor gefunden, wenn es nach den ursprünglichen Planungen gegangen wäre. Die Schnürschuhe verweisen auf Entwürfe aus dem Jahr –89: Da hatten die Bau- und Kulturdeputation einstimmig den Vorschlägen der Initiative und des Beirats zugestimmt, das Gebäude als „Kultur-, Kommunikations- und Begegnungszentrum für die im Stadtteil lebende Bevölkerung“ herzurichten. Doch dann wechselte in der Spitze des Kulturressorts das Personal, und mit ihm die Konzeption für den Fuhrpark. Und auch die „Bremische“ ließ die Initiative im Regen stehen. Wo dereinst Platz für die Schnürschuhe sein sollte, wird nun die Städtische Galerie ausgebaut. Und im 2. Stock, der in Gänze der Fuhrparkinitiative versprochen war, werden Büros für die geisterhafte „Kulturstiftung“ der Stadt vorgehalten. „Es gibt wirklich keine Probenräume in der Neustadt“, sagt Kurt Wobbe vom Schnürschuh-Theater, „und da kommen hier ausgerechnet Büros rein!“
Die wenigen Kulturgruppen aber, die nun unterm Dach den Neustädtern das Trommeln, Tanzen und Theaterspielen näherbringen: Sie können sich glücklich schätzen, überhaupt noch dabeizusein. Denn die Mieten der „Bremischen“ hätte niemand von ihnen zahlen können. Nur, weil das Kulturressort inzwischen in „Patronage“ die Bewirtschaftung des Hauses übernommen hat, gibt es noch ein paar Neustädter im Neustädter Kulturzentrum. Daß es in der Schwankhalle in diesem Jahr besser läuft – nicht nur die Schnürschuhe haben ihre Zweifel daran: „Sobald der Investor da ist, werden vielleicht wieder ganz andere Pläne verfolgt.“ tom
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