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Man mag sich

■ Deutsche Bands haben bei Major-Labels anscheinend mal wieder Konjunktur

Vier bis fünf Entschlossene tun sich zusammen und machen sich auf. Musikmachen bedeutet für sie die Einheit aus klaren Standpunkten und guten Taten. Über sich als Vertreter der doch noch nicht enden wollenden Jugendkultur können sie mit jedem reden: Mit Fans, mit Eltern und mit den berufshippeligen Vertretern von knuffigen Industrie-Firmen wie Virgin, Sony und Polydor. Im Rahmen dieser Grobzeichnung malen sich einige deutsche Bands wie The Bates, Selig, Das Auge Gottes, die Nationalgalerie und die Jeremy Days ihre Zukunft aus.

The Bates vertreten seit 1988 mit zunehmendem Erfolg ihre Haltung: Sie brauchen keine „Cause“ sondern lassen auf Bühnen einfach ein paar Klamotten weg. Die Bates verströmen die Erotik von Rebellen ohne Unterhosen. Ihr Sänger Klube erzählt zu verzerrten Gitarren vom Leben und vom Pferd. Klube hat viele Themen: Spielt die Musik langsamer, bekommt er nicht heraus, wer er ist. Bei höherer Geschwindigkeit bleibt Platz für Parodien. Dann bezeichnet sich Klube schon einmal als den größten Beischläfer der Mütter. Klube klabüstert eine der Grundunterscheidungen von Rock'n'Roll auseinander: Nach der Tour nach Hause zu KOMMEN lohnt sich wahrscheinlich. Aber nach einer Party nach Hause zu GEHEN, singt Klube, das klingt nach Langeweile.

Die Mitglieder des Rockpop-Quintetts Selig achten auf ihre Gefühle. Gefühle sind für sie alles, wo die Selbstzensur nicht mehr hinreicht und in Interviews Phantasie-Ausdrücke wie „das Igittding“ an ihre Stelle tritt. Die Gruppe steht ständig vor der Frage, ob es besser ist, das Leben anzupacken und die Freundin zu verstehen oder umgekehrt. Selig teilen nicht aus sondern stecken in ihren Songs Verletzungen weg, die auf ein politisch korrektes Herz verweisen. Selig sind Optimisten, die bei „Staat“ immer „Start!“ verstehen.

Wie Selig waren auch die Jeremy Days lange damit beschäftigt, sich gegenseitig zu mögen und untereinander gut zu finden. Sie gaben das Role Model für jene, die die weichzeichnende Innenschau der Beschäftigung mit Zusammenhängen vorziehen. Die Gruppe hat auf einer Handvoll Alben ebensoviele herzige, mitsummbare Pop-Ditties komponiert. Die Jeremy Days sehen immer noch schnieke aus. Bis heute haben sie es vermeiden können, durch zu viele Stunden in politischer Gesäß-Geographie einen dicken Hintern zu bekommen.

Ohne pathetische Verweise auf die selbstbewußtseinsbildenden Qualitäten des Weltabschirmbundes „Band“ kommt Das Auge Gottes aus. Die Schweriner singen immerhin „Der bundesdeutsche Adler, der greift sich deine Eier“, auch wenn sie das vor allem tun, weil „wir eben keine Lust auf Schlagertexte haben.“ Die Bates, die Jeremy Days und Selig wollen sich hilfreich rockend, edel und gut einen Stein im Brett vor dem Kopf des Hörers sichern. Das Auge Gottes will in keiner Seicht-Suppe schwimmen. Die anderen drei verzichten vorläufig auf die große Umarmung und sagen es mit einem Satz von der Nationalgalerie: „Es reicht, wenn wir uns nur gut verstehen.“

Kristof Schreuf

The Bates, 16.3., Markthalle, 21 Uhr

Selig (mit Freaky Fukin Weirdoz), 18.3., 21 Uhr

The Jeremy Days/Nationalgalerie, 24.3., Markthalle, 21 Uhr

Das Auge Gottes: demnächst in dieser Stadt

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