Höhere Eintrittspreise ausgeschlossen

■ AG-Stadtteilkultur: Die Kürzungen für Soziokultur in Hamburg sind „der Anfang vom Ende“

Der Verteilungskampf vor dem Hintergrund der Einsparungen im Kulturhaushalt geht weiter. Den „Anfang vom Ende“ sieht nun die Arbeitsgemeinschaft Stadtteilkultur. Der Dachverband der soziokulturellen Initiativen und Zentren in Hamburg muß mit zehn Prozent weniger auskommen. Während Oper, Schauspielhaus und Thalia zwischen ein und zwei Prozent einsparen müssen, trifft es die Hamburger Stadtteil- und Soziokultur zum Beispiel im Bereich der Durchführung kultureller Projekte mit einer Einsparung von über 33 Prozent, statt 150.000 stehen nur noch 100.000 Mark dafür bereit.

Stadtteilkultur wirkt weniger im großen Glamour der Kulturereignisse und soll den „Zusammenhalt in der ganzen Stadt und eine Hamburger Identität von Sasel bis Wilhelmsburg herstellen“, so die Abteilungsleiterin Stadtteilkultur in der Kulturbehörde Magrete Wulf. Man habe bei den Kürzungen Wert darauf gelegt, daß keine Einrichtung schließen müsse. Dagegen ist sich die AG Stadtteilkultur sicher, daß diese Hoffnung trügt.

Die Kulturbehörde hatte am 22. Februar gemeldet: „Ausgenommen werden von den Einsparungen die Stadtteilkulturzentren“, nur bei Projektmitteln würden 231.000 Mark eingespart. Den „Anfang vom Ende“ sieht dagegen nun die AG Stadtteilkultur kommen, die eine höhere Sparsumme ausrechnete. Mit den „eingesparten 265.000 Mark werden tiefe Löcher in eine seit Jahren gewachsene Struktur gerissen.“ Da gibt es zum Beispiel die Werkstatt 3, die 20.000 Mark, also zehn Prozent weniger Zuschüsse bekommen wird. Das in den Stadtteil hineinwirkende Zentrum W 3 läuft bei der Kulturbehörde als eine themenbezogene, auf 3. Welt und Migrantenarbeit festgelegte Einrichtung, die nicht den Kriterien der Stadtteilkultur entspricht. Das sieht man in der W 3 etwas anders. Ohnehin gebeutelt durch den Abbau von ABM-Stellen und den dazugehörigen Sachmitteln, ist nun ein Defizit schon bei den festen Kosten zu erwarten. „Im letzten Jahr haben wir noch zwei bis drei Konzerte im Monat veranstaltet, in diesem wird es noch ein Konzert im Monat geben“, sagt Helga Schünemann, Programmacherin in der W 3. Sollte in diesem Jahr nicht auch noch etwas von der Club-Förderung abfallen, würden Konzerte noch seltener, denn die Eintrittspreise könne man angesichts der finanziellen Lage des W 3-Publikums nicht heben.

Der Senat hat den Kürzungsvorschlägen der Kulturbehörde bereits zugestimmt. Der Hamburger Soziokultur bleibt nun nur noch die Hoffnung, daß bis zur endgültigen Entscheidung in der Bürgerschaft Ende April noch Korrekturen vorgenommen werden können, die der „Kultur vor Ort“ doch noch eine Zukunft in Aussicht stellen.

jk