: Suche nach den Wurzeln
■ '68er-Filmreihe im Sprengel-Kino geht zu Ende
Nächste Woche geht sie zuende, die seit vier Monaten laufende Filmreihe im Sprengel-Kino über 68er Zeiten. Die fünf MitarbeiterInnen der „Film+Video-Cooperative“ hatten monatelang recherchiert: Bei Regisseuren, Alt-Apo-Leuten, in verschiedenen Archiven und in einem ganzen Stoß von Büchern. Zum Abschluß läuft in dernächsten Woche „La Chinoise“ vom französischen Star-Regisseur Godard.
„Letztlich haben wir uns zuviel vorgenommen, auch interessierte Leute halten nicht vier Monate durch“, so das Fazit von Mitveranstalter Volker Siebel. Zwei Filme pro Woche sollten einen repräsentativen Überblick über die künstlerische und agitatorische Verarbeitung der damaligen Aufbruchstimmung ermöglichen. Zuviel für den relativ kleinen Kreis von Interessierten, an manchen Abenden fanden sich nicht mehr als zehn BesucherInnen zu der Vorstellung ein. „Das waren vor allem jüngere Leute“, stellt Volker Siebel fest.
Ihn überraschte, daß vor allem Dokumentarfilme auf größeres Interesse stießen. Die für Kinofans interessanten Erstlingswerke von Rainer Faßbinder und Werner Herzog dagegen lockten kaum Gäste an. Kultfilme des Programms waren „Barbarella“, „Magical Mystery Tour“ und „Night of the Living Dead“.
Jörg Smotlacha hat sich Dokumentarfilme angeschaut, die die Ereignisse um den Schah-Besuch am 2.Juni 68 und die Springer-Blockade zeigten. „Die Stimmung dieser Zeit ist dabei ziemlich gut rübergekommen“, findet er, „damals hatten alle das Gefühl mitmachen zu müssen“. Früher hätten Flugblätter eher einen „Aufklärungscharakter“ gehabt. Aber der aktuelle Studentenprotest müsse „neue Formen“ finden und wieder mehr Phantasie walten lassen. Die 68-er-Bewegung von über Filme den Leuten heute wieder näher zu bringen sei interessant, aber die Frage bleibe offen „ob die Zeit damals wirklich so viel besser war als die heutige“.
Die besondere Motivation von Volker Siebel und seinen Mitstreitern, „mehr aus dieser Zeit zu erfahren“ scheint neben dem politischen Interesse ein anderer Punkt zu sein: „Die Kinder in den Kinderläden hätten auch wir sein können“,sagt er. Seine Generation beschaut sich in den Filmen ihre eigenen Ursprünge.
Zu jedem der Filmabende wurden auch Informationsblätter zusammengestellt: Die können jetzt von Interessierten im „Kino im Sprengel“ abgeholt werden.
Bettina Stang
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