: Orientierung für die Outlaws
■ Schwer Vermittelbare haben die Chance, in einem "Trainings- und Orientierungszentrum" ihren Berufswünschen nachzuspüren / Einwöchige Orientierungsseminare in sechs Berufsfeldern
Die Konjunkturkrise hat ihre eigenen Produktionsregeln: Die Zahl der Outlaws am Arbeitsmarkt steigt schneller. Dazu gehören: „Schwerstvermittelbare“, Langzeitarbeitslose und Frauen. Gerade an diese Gruppen richtet sich das neue Projekt des Vereins „Arbeit und Beruf“. In einem Trainings- und Orientierungscenter mit dem komplizierten Namen „B- zWei-Assessment“ sollen auch Erwerbsfähige „mit besonderen Vermittlungshemmnissen“ die für sie geeignete Weiterbildungsmaßnahme finden.
„Unser Ziel ist es, Lust und Launen der TeilnehmerInnen herauszufinden, damit sie nach dem Seminar ihre Entscheidungen besser sortiert treffen können“ – so definiert Projektleiter Reiner Kotulla den Zweck des Orientierungsseminars, das immer im Einwochenrhythmus abgehalten wird.
Jeden Montag findet offene Beratung statt
Montags trifft man sich zu einer ersten Beratung. Dabei werden die Interessen der Beteiligten sechs Schwerpunktbranchen – beispielsweise dem Bereich Gesundheits- und Pflegeberufe – zugeordnet. Ziel sei außerdem, Menschen in einer Gruppe zusammenzuführen, die etwas miteinander anfangen können. „Ein Pförtner mit einer Krankenschwester in einem Kurs – das bringt es nicht“, meint Projektleiter Kotulla.
Jeden Dienstag beginnen die Kurse damit, daß die Teamer das jeweilige Berufsfeld vorstellen. Mit den Beteiligten wird erörtert, welches aktuelle Wissen erforderlich ist und welche Anforderungen Betriebe stellen. Unterstützung erhält das Team dabei von externen Referenten, entweder aus dem Bereich der Weiterbildung oder von betrieblichen Experten.
Den Mittwoch sollen die SeminarteilnehmerInnen selbst gestalten. In Einzel- und Gruppenübungen ist herauszufinden, ob die TeilnehmerInnen über die entscheidenden Schlüsselqualifikationen verfügen. Zum Beispiel Kommunikationstalent, Gruppenverhalten – oder anders: soziale Kompetenz –, die Fähigkeit zu koordinieren.
Was folgt, ist Auswertung und individuelle Beratung: Den TeilnehmerInnen sollen konkrete Perspektiven aufgezeigt werden. Bestätigt die Auswertung des Seminars das Berufsinteresse, hilft der Verein bei der Suche nach einer passenden Weiterbildungsmöglichkeit. „Wir sind ständig über die neuesten Maßnahmen informiert“, betont Reiner Kotulla.
Tendenzen lassen sich bei dem noch jungen Projekt bislang nicht aufweisen. Denn erst seit dem 18. Oktober erfolgen die Montagsberatungen, zu denen man sich übrigens nicht vorher anmelden muß. Das erste der wöchentlichen Orientierungsseminare fand Mitte November statt. „Doch bestimmte Berufe, wie Frauen im Bürobereich, kommen schon häufiger vor“, weiß der Projektleiter. Zunächst ist der Pilotdurchlauf des Orientierungscenters bis Ende 1994 geplant. Interessenten sollten also die Möglichkeit nutzen – und montags einmal vorbeischauen. Hella Kloss
„B-zWei-Assessment“, Oranienstraße 25, 10999 Berlin-Kreuzberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen