: Schwarzer Mittwoch an der Börse
■ Furcht vor steigenden Zinsen läßt Aktien- und Rentenkurse abstürzen / Der Dax verliert fast 50 Punkte / Geldmenge wächst unerwartet um 20,6 Prozent
Frankfurt/Main (taz/AP/dpa) Die Furcht der Anleger vor steigenden Zinsen hat gestern die Kurse auf den internationalen Aktien- und Kapitalmärkten in den Keller sausen lassen. In Frankfurt/ Main sackte der Deutsche Aktienindex (Dax) zeitweise unter die psychologisch wichtige 2.000er- Marke und schloß mit einem Verlust von 47 bei 2.020 Punkten. Öffentliche Anleihen verloren über drei Mark, und am deutschen Rentenmarkt purzelten die Kurse für festverzinsliche Anleihen.
Auf fast allen Handelsplätzen mußten deutliche Abschläge hingenommen werden, nachdem die Deutsche Bundesbank die neuesten Zahlen zum Geldmengenwachstum veröffentlicht hatte. Danach wuchs die Geldmenge M 3 (zu der Bargeld, Spar-, Termin- und Sichteinlagen zählen) im Januar mit einer Jahresrate von 20,6 Prozent über den Stand vom vierten Quartal 1993. Nach den Plänen der Bundesbanker sollte M 3 in diesem Jahr nur zwischen vier und sechs Prozent wachsen.
Die überraschend große Zunahme der Geldmenge – die als Frühmelder für Inflationsgefahr gilt – erschwert es der Bundesbank, die Leitzinsen auf der heutigen Zentralbankratssitzung weiter zu senken. Noch am Dienstag hatte die Bundesbank ihre grundsätzliche Bereitschaft zu niedrigeren Zinsen demonstriert, indem sie den „dritten Leitzins“, den Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte, von 6,0 Prozent um 0,03 Prozentpunkte herabgesetzt hatte.
Doch schon am späten Dienstagnachmittag hatte die Meldung vom kräftigen Anstieg des US- Wirtschaftswachstums von 7,5 Prozent im vierten Quartal Inflationsängste geschürt und die Kurse sinken lassen. Am Tokioter Aktienmarkt schloß der Nikkei-Index um 2,3 Prozent unter dem Vortagsniveau. In den USA fiel der Dow- Jones-Index gestern abend zu Beginn des Handels um mehr als 50 Punkte. Die Börse führte Handelsbeschränkungen ein. Der Dow hat in den letzten Wochen mehr als fünf Prozent an Wert eingebüßt.
Auf den Märkten machten Befürchtungen die Runde, die US- Zentralbank werde angesichts steigender Inflationsgefahr erneut die Zinsen erhöhen. Steigende Leitzinsen wirken sich negativ auf die Aktienkurse aus, da die Firmen mit höheren Kreditkosten bei Investitionen rechnen müssen. Dies schmälert den Gewinn.
Ein starkes Wachstum der deutschen Geldmenge war zwar erwartet worden, die 20,6 Prozent auf Jahresbasis überraschten aber doch. Die Bundesbank machte eine Reihe von Sonderfaktoren wie verstärkte Zuflüsse aus dem Ausland und deutlich erhöhte Kreditauszahlungen für die Expansion verantwortlich. dri
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