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Protest gegen Atrazin

■ Augenwischerei mit einseitigen Daten

Berlin (taz) – 600.000 Unterschriften für sauberes Trinkwasser hat Greenpeace in nur 10 Wochen bundesweit gesammelt. Der Grund des Protests: Die chemische Industrie fordert, das Verbot von Pestiziden im Trinkwasser aufzuheben. Wird die EU-Trinkwasser- Richtlinie nach den Wünschen der Pestizidindustrie geändert, kann auch das 1991 verbotene Atrazin bald wieder verkauft werden. Noch immer ist der Stoff in 40 Prozent aller Wasserproben nachzuweisen. Wie die Bundesregierung 1991 einräumte, kostet die Entfernung jedes Kilos Atrazin aus dem Trinkwasser 200.000 Mark.

Größter Hersteller von Atrazin weltweit ist der Chemiekonzern Ciba-Geigy. Professor Paolo Crosignani vom Nationalen Krebsforschungsinstitut in Mailand konnte 1990 Einblick in ein toxikologisches Dossier nehmen, das Ciba- Geigy für die Zulassung von Atrazin der italienischen Regierung übergeben hat. Er kam in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß die Veränderung des Erbguts und die Erzeugung von Krebs durch Atrazin nicht ausgeschlossen werden können. Greenpeace wies gestern darauf hin, daß die Weltgesundheitsorganisation sich bei der Bewertung von Atrazin auf Daten verlassen habe, die die Hersteller ihr zur Verfügung gestellt hätten, und damit das Problem verharmlose.

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