Völkerverbindendes Lied soll Fußballfest sichern

■ Berliner Fußballverband hält Sicherheitsvorkehrungen beim Länderspiel für zweitrangig / Nazis mobilisieren

Erfolgsorientiert wie immer zeigte sich am Wochenende der Berliner Fußballverband. „Das Länderspiel Deutschland gegen England am 20. April“, meinte Verbandspräsident Otto Höhne am Samstag auf einer Pressekonferenz, werde ein „wahrer Leckerbissen“. 40.000 der 76.500 Karten seien bereits verkauft – „das Spiel im Olympiastadion“, so der Berliner Fußballchef, solle ein Volksfest werden, bei dem der sportliche Aspekt Priorität habe. Über befürchtete Ausschreitungen von Hooligans und Neonazis gebe es bislang keine Hinweise.

Das Länderspiel findet nicht zuletzt auf Betreiben des hiesigen Fußballverbandes in Berlin statt, nachdem Hamburg die ursprünglich in der Hansestadt vorgesehene Begegnung aus Sicherheitsgründen abgesagt hatte. Dort befürchtete man am 20. April, dem Geburtsdatum Hitlers, Ausschreitungen der rechtsextremen Szene. Obwohl der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bereits kurz nach dem Berlin-Entscheid von einer „fatalen“ und „instinktlosen“ Entscheidung sprach, ist der 20. April für Fußballpräses Höhne „ein ganz normales Datum“. „Wie sonst“, fragte er, „sollen wir sonst unsere Vergangenheit bewältigen?“ Auf eventuelle Störungen sei man allerdings vorbereitet. So erwarte man aus England neben 2.500 Fans, die ihre Karten über den Fußballverband erhalten hätten, weitere 1.000 „Unorganisierte“, die in Gruppen anreisen würden. Für die, sagte Höhne, sei im Olympiastadion ein ganzer Block reserviert. Trotz aller Vorkehrungen halte er die Sicherheitsdiskussion allerdings für zweitrangig. Im Vordergrund des „Fußballknüllers“ stünde das Rahmenprogramm, zu dem man bereits die Rockgruppe „Scorpions“ habe verpflichten können. Außerdem, so Höhne, solle zu Beginn des Spiels ein „völkerverbindendes“ Lied gespielt werden, daß die Zuschauer mit Lichterketten unterstützen sollten.

Allen Beteuerungen des Fußballverbandes zum Trotz mobilisieren neonazistische Gruppierungen jedoch seit einigen Wochen zum Länderspiel. So ruft unter anderem das Infotelefon der Freien Wählergemeinschaft in Frankfurt am Main (FWF) dazu auf, „in Massen“ in der „Reichshauptstadt“ zu erscheinen. Motto der Rechtsextremisten, die im benachbarten Niedersachsen den Wahlkampf der NPD unterstützen: „Berlin ist am 20. April eine Reise wert.“ Die FWF will bereits am 18. April mit ihren Anhängern nach Berlin fahren und um 14 Uhr am Brandenburger Tor Informationen an Gleichgesinnte weitergeben. Am Tag vor dem Spiel ist eine Kundgebung vor dem Olympiastadtion geplant. sev/wera