: Schiff ahoi!
■ Die Kulturbehörde will mit einem „relativ schmerzarmen Kurs“ aus der Spardiskussion herausschippern/ Spatenstich fürs Schifffahrtsmuseum doch noch '94
Nun können die Bremerhavener doch noch die Anker lichten und in diesem Jahr mit dem Neubau des Deutschen Schifffahrtsmuseums beginnen. Das nötige Kleingeld scheint jedenfalls endlich gesichert: Im Bremer Kulturhaushalt wird es zwar Kürzungen in Millionenhöhe geben; nach den Verhandlungen zwischen dem Senat und den einzelnen Fachressorts am Wochenende kann die Kultursenatorin aber dennoch viele ihrer Schwerpunktaufgaben in –94 durchführen. Statt der befürchteten 5,6 Millionen Mark müßten nach Vorschlag der Sparkommissare Kröning, Fücks, Jäger und Wedemeier nur 2,7 Millionen Mark abgezwackt werden, um die akuten bzw. doch eher chronischen Haushaltslücken (derzeitiger Pegelstand: 115 Millionen Miese) zu stopfen.
In Freudentaumel bricht die Ressortspitze zwar nicht gerade aus. „Lieber wären uns natürlich 2,7 Millionen plus auf dem Konto“, verrät Kultur-Staatsrat Gerhard Schwandner. Gleichviel: Die Horror-Szenarien, die sich die Kulturpolitiker in den letzten beiden Wochen so schön blutig ausgemalt hatten, gehen wohl doch nicht in Erfüllung. Bei den Investitionen sollen nach dem jüngsten Vorschlag der Senatskommission 2,143 Millionen Mark gekürzt werden. Gut die Hälfte davon glaubt man einsparen zu können, indem man die Bezahlung der Schiffahrtsmuseums etwas streckt. Den Bremer Anteil in Höhe von 1,143 Millionen Mark will das Ressort nämlich lieber erst im Haushaltsjahr '95 abrechnen. „Der Spatenstich soll aber in diesem Herbst sein“.
Verwirklichen läßt sich nun auch definitiv die Renovierung des Fockemuseums, das auf Platz zwei der Prioritätenliste der Kultur-Investitionen steht. Allerdings wird's auch hier nur in kleinen Schritten vorangehen: In diesem Jahr sollen erstmal die gröbsten Sicherheits- und Dichtungsarbeiten verrrichtet werden, „damit die Schiffsmodelle nicht mehr im Regenwasser schwimmen, sondern wieder auf dem Trockenen sitzen.“ Mehr ist in '94 nicht drin.
Bei den Subventionen für den laufenden Kulturbetrieb sollen schließlich nochmals 575.000 Mark irgendwo hergenommen werden. Wo genau, das wird innerhalb der Behörde derzeit noch überlegt. Der Betrag liegt zwar im Vergleich mit anderen Ressorts relativ niedrig – die Sozialsenatorin soll z.B. genau das Zehnfache zahlen. Dennoch sind übe rsolche Kleckerbeträge ja schon ganze Theater gestolpert – dem „Freiraum“-Theater fehlte für das Überleben seines Gastspielbetriebes zuletzt nur die Hälfte dessen, was die Senatorin den Kulturschaffenden jetzt wegnehmen soll. Einen allein soll's jedenfalls nicht treffen, gelobt Schwandner: „Wir werden einen relativ schmerzarmen Kurs fahren, so daß niemand so darunter leiden muß, daß sein Betrieb gefährdert ist.“ Weitere Verhandlungen über die Höhe der Sparquote will das Ressort in dieser Woche nicht mehr führen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob die Kultur wirklich so halbwegs glimpflich davonkommt, fällt der Senat allerdings erst am kommenden Sonntag. tom
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