piwik no script img

Kino aus dem Ghettoland

■ Neue Reihe „Young Black Cinema“ im Docks-Kino

Ice-T war schon immer ein gewiefter Schauspieler. Als Musiker kreierte er sich eine neue Persönlichkeit als Hustler, zynisch und gewalttätig bis ins Mark. Interviewer aber empfängt er in seiner weißen Villa auf den Hügeln von Hollywood und kredenzt ihnen mit Kinderaugen Himbeerlimonade, und ohne eine Spur von Ironie bittet er sie an einen Tisch, an dem er für gewöhnlich mit anderen Gangster-Bossen über Tod und Leben entscheidet. Darum nimmt es kaum Wunder, daß der Rollenspieler ein weiteres Standbein in Hollywood fand.

Der erfolgreiche Rapper, der sich auf seinen Platten als Kenner von blackexploitation - jener Filmgattung aus den 70ern, die konventionelle Filmplots aus Hollywood mit schwarzen Schauspielern nachstellte - zeigt, macht sich dabei nicht gerade auf, filmisches Neuland zu erkunden. New Jack City, Ricochet und Trespass sind kaum mehr als action-haltige Materialschlachten aus dem Drogendealer-Milieu. Vor allem aber kann hier Ice-T mit weißem Hut hinreißend gefährlich aussehen. Wenn bei Ice-T der Ausweg aus dem Ghetto nur über eine individuelle Karriere als Drogendealer gelingt, so stellt der Regisseur John Singleton mit seinem Erstling Boyz'n the Hood die politische Komponente dar. Singleton erzählt in seiner feinfühligen Posse, welchen Zerreißproben Jugendliche in South Central ausgesetzt sind. Der alleinerziehende Vater klagt dabei die systematische Ghettoisierung der black community an und stellt den vier Heranwachsenden wichtige Fragen wie: „Warum gibt es in unserem Viertel zwar an jeder Ecke einen Schnapsladen, aber keine Bücherei? Oder warum gehören uns die Häuser nicht, in denen wir wohnen?“ Folgerichtig verdient er sein Geld als einziger schwarzer Anlageberater des Viertels. Doch des Vaters Worte bleiben unerhört, die Blutfehde nimmt ihren Lauf.

Volker Marquardt

Ice-T-Filmnacht: „New Jack City“, „Ricochet“, „Trespass“, heute, Docks, 20 Uhr, „Boyz'n the Hood“: 11./ 12. März 20 Uhr, 13. März 20.00/ 22.15, Docks

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen