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Orchideen zum Frauentag

■ Ein Festakt zum Internationalen Frauentag mit russischen Armeeangehörigen geriet in Potsdam ins Muttertägliche

Potsdam (taz) – Die brandenburgische Frauen- und Arbeitsministerin Regine Hildebrandt mühte sich am Dienstag im Potsdamer Alten Rathaus vergebens, den kämpferischen Aspekt des Frauentages an die Frau zu bringen. Die 40 weiblichen Angehörigen der russischen Armee ließen den Appell zum Einmischen in der russischen Gesellschaft eher passiv über sich ergehen. Sehr emotional und energisch sei sie gewesen, die Frau Ministerin. Aber in Rußland ginge das so nicht. Für Tatjana, Offiziersgattin und Sekretärin im Hauptquartier der Westtruppen der russischen Streitkräfte in Wünsdorf, ist dies unumstößliche Wahrheit und weibliches Schicksal.

Die Perspektive drohender weiblicher Arbeitslosigkeit in Rußland bewegte sie nur am Rande. Nach Jahren der Zwangsemanzipation zur Doppelbelastung scheint vielen Russinnen der heimische Herd als Hort des Luxus. Olga hätte nichts dagegen, ihren Dolmetscherberuf an den Nagel zu hängen und sich einzig der Erziehung ihrer Kinder zu widmen. Vom Wünsdorfer Hauptquartier waren vor allem die Ehefrauen ranghoher Militärs ausgewählt worden, die in der Heimat einer relativ gesicherten materiellen Zukunft entgegenblicken: im Gegensatz zu vielen Truppenangehörigen müssen sie um Einkommen und Wohnung nicht bangen.

Doch auch bei weniger materiell gesicherten und kritischeren Geistern dominiert ein traditionelles Rollenverständnis. Für Irina, Redakteurin des Armeesenders Radio Wolga, ist klar, daß Fallschirmspringen Männersache ist. Obwohl sie sehr wohl ein Problem darin sieht, daß russische Männer Frauen am Arbeitsplatz gerne für eine historische Fehlentwicklung halten.

So geriet der Festakt etwas ins Muttertägliche. Orchideen wurden überreicht, eine russische Armeeangehörige beschrieb den Feiertag in Gedichtform als „Tag des Frühlings, der Frau und der Zärtlichkeit“, und abschließend wurde im Zeichen der russischen Seele „Katjuscha“ intoniert. Deutsche wie russische Seite genossen es offensichtlich. Keine besonders kritische Auseinandersetzung mit dem Frauentag also – aber unter dem Gesichtspunkt eines „Abzugs in Würde“ der russischen Armee eine durchaus gelungene. Evelyn Filipp

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