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Meditation in Bewegung

■ ... oder Kampfsport? Das chinesische Tai Chi Chuan hat auch in Hamburg längst Fuß gefaßt / Besonders beliebt ist der besinnliche Yang-Stil

Der Frühling meldet sich zurück, die ersten grünen Triebe zeigen sich, und bald werden in den Parks auch wieder einzelne Gestalten oder ganze Gruppen sprießen, die dort stehen, sich drehen und mit den Armen wedeln, all dies in Zeitlupe, mit stark gebeugten Knien und nach innen gerichtetem Blick. In China gehört dieser Anblick zum Alltag. Das hier inzwischen recht bekannte Tai Chi oder eine der anderen chinesischen Kampfsport- oder Bewegungsarten (unter dem Oberbegriff „Wu Shu“ zusammengefaßt) wird dortzulande bis ins hohe Alter als Volkssport betrieben.

Der Ursprung des Tai Chi Chuan liegt in der Provinz Henan, in einem winzigen Dorf namens Chenjiagou. Die dort ansässige Familie Chen hat diese Kampftechnik entwickelt und in langer Familientradition fortgeführt, bis sich im letzten Jahrhundert ein gewisser Herr Yang dort einschlich und daraus den sogenannten „Yang-Stil“ ableitete. Dieser betont den meditativen und weicheren Aspekt der Bewegungen und grenzt sich damit von dem dynamischeren ursprünglichen Chen-Stil ab, bei dem die Langsamkeit der Bewegung, die der inneren Zentrierung dient, durchaus in explosive, schnelle kämpferische Bewegungen münden kann.

Der Yang-Stil gilt als leichter zu erlernen und ist in Hamburg wesentlich bekannter. Die Anzahl der fließend gewechselten Positionen kann dabei unterschiedlich sein. In der „Langform“, für die man ungefähr 20 Minuten braucht, sind es 108 verschiedene. Die etwas einfachere „Kurzform“ hat 37 Stellungen. Sie wurde von dem Taiwan-Chinesen Cheng Man Ching entwickelt und durch ihn auch in den USA bekannt gemacht. Die „Peking-Form“ besteht aus einer vereinfachten 24er Sequenz. Sie ist leicht zu erlernen und in der VR China sehr populär.

Das Ziel der Übung läßt sich weniger leicht in klare Worte fassen. Die Arbeit mit der Körpermitte, dem Zentrum dicht unter dem Bauchnabel, soll auch die geistige Zentrierung fördern, man läßt sich im Alltag nicht mehr so leicht umwerfen. Die Meditation in Bewegung verhilft dazu, sich in jeder Lebenslage entspannen zu können. Viele Anhänger betreiben Tai Chi, um der Hektik des Alltags zu entfliehen, ihre Nerven zu beruhigen und um etwas für den Rücken zu tun. Auch gut. Medizinische, psychologische und nicht zuletzt ästhetische Beweggründe laufen hier zusammen.

EineN gut ausgebildeteN LehrerIn zu finden kann eventuell schwierig werden - die Ausbildung beruht traditionell auf einer Meister-Schüler-Beziehung, wobei der Schüler nur bei einem Meister lernt. Erst wenn dieser ihn mit einer (Tee-)Zeremonie verabschiedet, kann der Schüler als Lehrschüler selbst unterrichten oder sich einen neuen Meister suchen. Das Taijiquan-Netzwerk, in dem viele LehrerInnen organisiert sind, gibt Auskunft: Tel.: 480 73 53.

Bettina Meinecke

Das Magazin „Dao“ wird in seiner April-Ausgabe mehr Informationen zum Thema veröffentlichen. Erhältlich in Naurkostläden und esoterischen Buchläden.

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