■ Mit US-Elektroautos auf du und du: Neue Batterien für GM
Berlin (taz) – Die amerikanische Autoindustrie hat offensichtlich erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung neuer Batterien erzielt, die Elektroautos leistungsfähiger machen sollen. General Motors (GM), der größte Autokonzern der Welt, kündigte letzte Woche an, daß er schon bald mit der Massenproduktion der Batterie beginnen will.
Die Ovonic Battery Company in der Autostadt Troy in Michigan hat eine Nickel-Metallhydrid-Batterie entwickelt, die in Zusammenarbeit mit GM jetzt zur Serienreife gebracht werden soll. Die Kraftquelle verleiht nach Angaben der Los Angeles Times Elektroautos zukünftig eine Reichweitwe von 140 bis 190 Meilen (250 bis 330 Kilometer). Bisher brauchten GM-Elektroautos spätestens alle 100 Meilen eine Steckdose.
Die mehrere hundert Kilo schweren Batterien gelten bislang als das schwächste Glied bei der Weiterentwicklung der Elektroautos. Sie kosten heute noch Tausende von Dollars und sind häufig bereits nach einem Jahr schrottreif. Die US-Regierung hatte deshalb 1991 zusammen mit den Stromkonzernen und den großen drei US-Autokonzernen GM, Ford und Chrysler ein Batteriekonsortium gegründet, um die Entwicklung einer neuen Generation von Energiespeichern voranzutreiben. Der Vertrag von GM mit Ovonic Battery ist der erste, den dieses US-Advanced Battery Consortium vergeben hat. Während man sich beim Konkurrenten Ford vorerst noch skeptisch gab, gilt die Hauptsorge von GM-Entwicklungschef Kenneth R. Baker den Stückzahlen: Erst wenn diese groß genug sein werden, läßt sich der Stückpreis entsprechend drücken.
Angestoßen wurde die rasche Entwicklung auf dem Batteriensektor durch politische Entscheidungen im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Californien. Californien verlangt die breite Einführung sogenannter Null-Emissions-Autos ab 1998. Um den notorischen Smog vor allem in Los Angeles zu bekämpfen, wollen die dortigen Behörden dann nur noch jene Konzerne Neuwagen verkaufen lassen, die mindestens zwei (später gestaffelt fünf und 10 Prozent) solcher emissionsfreien Autos an die Frau und den Mann bringen. Das heißt: In dem Bundesstaat müssen 1998 mindestens 20.000 neue Elektroautos verkauft werden.
Den Behörden ist dabei bewußt, daß die Energiebilanz der neuen Elektroautos gar nicht positiver ist als die eines gängigen Benzinmodells. Auch die Luftverschmutzung bei der Stromerzeugung durch Kraftwerke in ländlichen Gebieten wird billigend in Kauf genommen und dem Hauptziel, der Beseitigung der hohen Schadstoffbelastung in den Städten untergeordnet.
Mindestens die Hälfte, wenn nicht drei Viertel der Luftschadstoffe kommen heute aus den Auspufftöpfen der Autos. Und Los Angeles zum Beispiel verletzt seit Jahren die US-Luftreinhaltegesetze. Californische Regierungsstellen wollen sich bei ihrer Strategie nicht einmal von Erfolg der neuen GM-Batterie abhängig machen. Sie argumentieren, daß auch Autos mit geringerer Reichweite für 80 Prozent der Autonutzer ausreichen müßten. Hermann-Josef Tenhagen
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