Unterm Strich

Dortmunder, Ihr hattet ja ganz schön zu feiern an diesem Wochenende: Erst den Sieg über Steppis Bayer- Mannschaft und dann auch noch Abschied von – Christian Anders, der von jetzt ab nicht mehr seine Schlagerhits singen will, sondern nur noch in Theosophie und Esoterik macht oder den allgemeinen Gong in uns allen schlägt. Selbst uns, die wir bei Anders eher an Antiquiertheit denn Züge nach Nirgendwo denken, entfährt bei der Erinnerung an den drahtigen, wenn auch ein wenig zwergenhaften Sänger ein tiefer Seufzer, von ganzem Herzen: Einsamkeit hat viele Namen. Für uns heißt sie Anders.

Man kann sich allerdings auch mit der Aufzucht und Pflege etwa der deutschen Sprache hervortun, die ja angesichts des neuerdings erhobenen Tones der Dichter und Denker in ganz Babylon wieder an Aktualität zugelegt hat. Der Konrad-Duden-Preis für besondere Verdienste um die deutsche Sprache jedenfalls geht in diesem Jahr an den Leipziger Germanisten Prof. Gerhard Helbig. Der Wissenschaftler wird die mit 20.000 Mark dotierte Auszeichnung am 16. März in Mannheim entgegennehmen. Der Preis wird gemeinsam von der Stadt Mannheim und vom Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus vergeben. Für die Nominierung Helbigs als bedeutendstem Vertreter der germanistischen Linguistik mag auch sein hohes Ansehen im Ausland gesprochen haben. Der 1929 in Leipzig geborene Wissenschaftler wurde 1965 nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik Hochschuldozent am Institut für Fremdsprachen, dessen Abteilung „Deutsch“ seit 1967 zur damals neu gegründeten Forschungsabteilung des Herder-Instituts der Leipziger Universität gehört. Helbig baute dort den Wissenschaftsbereich Linguistik auf, dessen Leiter er noch heute ist. Nach der Wiedervereinigung wurde Helbig Mitglied des Kuratoriums des Instituts für deutsche Sprache/ Mannheim und Mitherausgeber der Reihe „Linguistische Arbeiten“. Seit 1990 ist er Chefredakteur der Zeitschrift Deutsch als Fremdsprache in Leipzig.

Noch ein wenig rätselhafter jedoch mutet die neue Sammlung des Berliner Museums für Verkehr und Technik an: Dort werden in einer Sammlung „Schätze der Geodäsie“ vorgestellt. Was man sich darunter vorzustellen hat? Vermessungsinstrumente aus zwei Jahrtausenden natürlich. Wir denken an die artes liberaels, zu denen der fachkundige Herr Friedl in der neuen Ausgabe von Lettre doziert, und verstehen dann schon manches mehr. Als Meisterwerke der Feinmechanik und des Kunsthandwerks sind ein kostbarer, handgefertigter Theodolit zur Gebäude- und Gebirgsvermessung zu bewundern sowie Graphometer, Kreiselzirkel und Klinometer. Passend zum hauptstädtischen Bauboom soll die Vermessungswissenschaft in der künftigen Ausstellungsplanung des Museums eine zentrale Rolle einnehmen.