: Von Menschen und anderen Tieren
■ Kultautor Douglas Adams spaßte in der Markthalle fürs humanoide Publikum
Weit draußen in den unerforschten Einöden eines total aus der Mode gekommenen Ausläufers des westlichen Spiralarms der Galaxis konnte man an einem ganz normalen Dienstag seltsame Wanderungen beobachten.
Etwa 1000 humanoide Wesen zog es zu einem Ort, an dem für gewöhnlich Plutonium-Rockbands aus den Geistzonen von Gagrakacka auftreten, deren Sound für Konzertbesucher in gewaltigen Betonbunkern etwa 37 Kilometer von der Bühne entfernt am ausgewogensten sein soll. Dort taten diese nicht viel mehr als auf Bänken zusammengepfercht zu warten. Warten auf einen grauhaarigen Engländer, der dafür bekannt ist, „diabolisch schlecht im Rugby zu sein“. Zur Begrüßung sangen sie ihm ein vielstimmiges „Happy Birthday“. Der Vortrag von Douglas Noel Adams, so nennen manche den - am vergangenen Freitag vor 42 Jahren - in Cambridge geborenen und eigentlich recht schüchternen Humanoiden, wurde von einer eingeschworenen Gemeinde getragen. Bereits die ersten Sätze aus seinen Per Anhalter durch die Galaxis-Bänden, für die er übrigens neben seinem unsagbar schlechtem Rugby bekannt ist, wurden gefeiert wie von einem Plutonium-Rock-Publikum, das ein Thema erkannt zu haben glaubt.
Doch zunächst klärte Adams darüber auf, daß er etwa alle zehn Sekunden einen Scherz plane, und wer der englischen Sprache nicht mächtig sei, könne dies vor den anderen verbergen, indem er alle zehn Sekunden laut lache. Dann erzählte er, die Hände in der Hosentasche neben einem Bürosessel stehend, von seinen Expeditionen zu „den letzten ihrer Art“ wie dem Komodovaran, der für den chinesischen Drachenmythos verantwortlich sein soll. Nicht weil er Feuer spucken könne, sondern wegen seines unvorstellbar gräulichen Mundgeruchs. Selbstironisch berichtete der in Zeit und Raum reisende Dichter von seinen langwierigen Versuchen in China ein Kondom aufzutreiben, um Unterwasseraufnahmen von Delphinen im Jangtsekiang zu machen. Doch auch mit Kondom über dem Mikro entlockte er dem Fluß kaum mehr als das Geräusch eines Bulldozers.
Mit der störrischen Gedankenwelt des neuseeländischen Kakabu, eines Vogels, der schlichtweg vergessen hat, wie man fliegt, mischte sich bei einigen Zuhörern nebem dem Gefeixe ein Nachdenken über die letzten 45, zudem reichlich verwirrten Kakabus ein. Doch auch Adams gestand, sich vor ein paar Jahren nicht um irgendwelches Getier gekümmert zu haben; berichtete darauf aber von einem frühen Erlebnis, das die Zuhörerschaft wieder schmerzhaft verzückte: Als sich die Kuh im Restaurant am Ende des Universums zum Verzehr anpries. „Vielleicht etwas aus meiner Schulter?“ schlug das Tier vor. „In Weißweinsoße geschmort? Oder vielleicht einen Gulasch aus mir?“ Volker Marquardt
Douglas Adams, „Einmal Prince Rupert und zurück“, Hoffmann und Campe, 35 Mark, „Die letzten ihrer Art“, als Heyne-TB 14,90 Mark, gebunden bei Rogner und Bernhardt (2001)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen