piwik no script img

Die Bombe im Knäckebrot-Paket

■ Bunter Nachmittag in Santa Fu mit Dirk Bielfeld alias Wachtmeister Holm

Eigentlich ist das Programm des Kabarettisten Dirk Bielefeld recht harmlos: Als Polizist Holm parodiert er gefällig die stoische Berufseinstellung bundesdeutscher Ordnungshüter. Doch den Sicherheitsbeamten von Santa Fu bescherte der Auftritt des Komikers am Mittwoch vor 150 Häftlingen arge Nervenstrapazen.

Grund für die Aufregung: Die Knäckebrotnummer! Bielefeld alias Holm demonstrierte vor gröhlendem Publikum, wie da neulich in der Amststube so'n Ding explodierte. Und – krach bumm – da ging die im Knäcke-Paket versteckte Bombe hoch. Nix passiert, verbarg sich doch bloß ein Böller im Päckchen. Die Nummer war ja zuvor mit deutscher Gründlichkeit auf Schwarzpulver und Glyzerin durchsucht worden, es befand sich schließlich Justizsenator Claus Hardraht unter den Gästen im Gefängsniskirchsaal.

Die Gefangenen johlten, und mit dieser Aktion hatte Holm, der zuvor eher döntjeshaft über Sorgen und Träume eines halbblöden Wachtmeisters erzählte, endlich seine Distanz zum Publikum verloren und für Stimmung gesorgt. Aber da war die mit 45 Minuten knapp bemessene Aufführungszeit schon fast vorbei und der Ausflug der Gefangenen in die Kulturwelt beendet. Zurück in die Zellen hieß es für die mehr oder weniger schweren Jungs, während sich die Besucher die Gänge in die Freiheit suchten.

Neben dem Justizsenator waren mal wieder einige Pressevertreter dabei, obwohl dem Kultur Team Santa Fu jegliche eigenmächtige PR-Aktion untersagt ist: „Wir dürfen die Presse nicht informieren, wenn bei uns was läuft“, erklärt Armin Hockauf vom Kultur Team. Ob die Medien benachrichtigt werden, entscheidet das Pressereferat der Justizbehörde. Auch sonst haben die Organisatoren zahlreiche Regeln zu beachten: „Der Saal und der Besucherparkplatz müssen bis sieben Uhr leer sein, sonst kann es für das nächste Mal Ärger geben“, sagt Hockauf. Für Zugaben bleibt da keine Zeit mehr. Katrin Wienefeld

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen