Geldsegen ohne Sieg

■ Das Unentschieden gegen den AC Mailand bringt Werder Bremen rund 1,6 Mio. Mark

Auch „Millionen“ konnten nicht trösten. „Mir wäre ein Sieg lieber gewesen, als das große Geld. Bei diesen vielen Chancen mußten uns einfach am Schluß beide Punkte gehören“, drückte Präsident Franz Böhmert vom SV Werder Bremen das aus, was alle Werder-Fans nach dem 1:1 (0:0) des Deutschen Meisters in der Champions League gegen AC Mailand dachten. Wie erstarrt hatten 31.000 Besucher im ausverkauften Weserstadion das ernüchternde und unbefriedigende Ergebnis registriert: Keine Euphorie, keine Freudentänze, kein Jubel und kaum Beifall wie sonst nach einem Europapokalspiel in Bremen. Präsidium, Trainer, Spieler und Bundestrainer Bertig Vogts konnten es kaum fassen: „Diese Gelegenheit, Milan zu schlagen, kommt so schnell nicht wieder.“

Wie ein roter Faden zogen sich die verpaßten Tormöglichkeiten der Bremer durch alle Diskussionen. Als erster fand Manager Willi Lemke die Fassung wieder und blickte nach vorn: „Jetzt folgt in zwei Wochen bei uns das Spiel der Spiele.“ Gegen den FC Porto, nach dem 2:0 gegen Anderlecht Werders härtester Konkurrent in der Gruppe B im Kampf um den zweiten Halbfinalplatz hinter dem AC Mailand, muß unbedingt ein Sieg her. „Wenn wir wieder ein gutes Spiel machen, dann können wir gegen diesen Gegner auch gewinnen“, meinte ein zuversichtlicher Otto Rehhagel, der von seinem Kollegen Fabio Capello nicht nur zahlreiche Komplimente über die gute Leistung seiner Mannschaft hören konnte, sondern auch die Prognose: „Werder Bremen zieht mit uns ins Halbfinale ein.“

Die Italiener hatten aufgedreht und stark gespielt, als sie durch einen verwandelten Foulelfmeter von Wynton Rufer (52.) in den Rückstand geraten waren. Dejan Savicevic (75.) erzielte folgerichtig in der Drangperiode auch den Ausgleich, doch glanzvoll wie in den früheren Jahren war das Spiel der Mailänder nicht. Das meinte auch Rune Bratseth: „Mit Gullit und van Basten haben sie in der Vergangenheit gefährlicher aufgespielt. Ich bin ein wenig enttäuscht darüber, daß wir die Mailänder im vierten Vergleich nicht erstmals geschlagen haben.“

„Man muß im internationalen Geschäft die Chancen brutal nutzen. Die Bremer haben anfangs zu viele Möglichkeiten verschenkt“, meinte Bundestrainer Berti Vogts, der die Partie auf der Tribüne erlebte. Vogts zeigte sich von Mario Basler diesmal nicht so begeistert, obwohl der Nationalspieler in spe zu den stärksten Bremer Akteuren gehörte: „Er kann besser spielen. Geärgert habe ich mich über sein Reklamieren beim Schiedsrichter. Bei der WM sieht er dafür die Rote Karte.“

Zusammen mit der Punkt-Prämie von 550.000 Mark dürfte der Deutsche Meister beim Vergleich mit dem AC Mailand über 1,6 Millionen Mark eingenommen haben. Bei einem Erfolg über FC Porto und dem Einzug ins Halbfinale steht den Bremern ein weiterer großer Geldsegen ins Haus. Das Spiel gegen die Portugiesen am 30. März ist bereits ausverkauft, ein Sieg wird von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) mit 1,1 Millionen Mark honoriert. Dazu würden im Halbfinale nochmals siebenstellige Summe aus Zuschauer- und Werbeeinnahmen sowie das hohe TV-Honorar in die Werder-Kasse fließen.

Hans-Joachim Zwingmann, dpa