Kein Platz für Plunder

■ Die Kriterien für den Kunst-Markt in den Ottenser Zeisehallen sind streng /Ästhetik für Flaneure - nicht nur aus den Elbvororten

Kinder und Hunde wuseln durcheinander, KinobesucherInnen flanieren zwischen Lampen, Sesseln, Schmuck und Kleidern. Pelzmäntel und Designerjacken kontrastieren mit knallbunt gefärbten Haaren und zerrissenen Jeans. In den Geruch von Popcorn, Kaffee und gehobeneren kulinarischen Genüssen mischt sich der Duft von Aromalampen, wenn sich an jedem ersten Sonntag im Monat die Ottenser Zeisehallen mit KünstlerInnen, HandwerkerInnen und DesignerInnen füllen, die ihre Produkte an kleinen Ständen vorstellen und feilbieten.

Die Organisatoren des Marktes, Frank Jauß, Uwe Hecker und Erhard Sietas verfolgen neben ihren Interessen als Aussteller auch das Ziel, die Zeisehallen populärer zu machen und besser in den Stadtteil zu integrieren. Neben Kino, Filmbüro und Gastronomie soll der Kunstmarkt den Trend zum (nicht nur) sonntäglichen Ausflugsziel verstärken.

Die Auswahlkriterien für die AusstellerInnen sind allerdings streng: Die Betreiber grenzen sich nachdrücklich ab von „Hausfrauenkunst“ und „Plunder“. Billige Handelsware zum Beispiel aus Indien und Flohmarktqualität sind nicht erwünscht. Außerdem wird auf ein ausgewogenes Angebot von Schmuck, Keramik, Möbeln und Wohnaccessoires, Kunstgegenständen und Bekleidung geachtet.

In der Tat findet sich etwas für jeden Geschmack: Symbolschmuck und Antikschmuck, Gestricktes und Gewebtes, Leuchtobjekte, Kissen, Metallsessel und sogar Pfeifen aus gemasertem Holz und Pfeffermühlen mit 20(!) Jahren Garantie.

Allerdings kaum für jeden Geldbeutel. Für den spontanen Kauf erschwinglich ist eigentlich nur der Recycling-Schmuck aus alten Drähten, Zeitungen und Uhren. So ist denn auch der Umsatz der AusstellerInnen an diesem Frühlingstag trotz des nicht abreißenden Besucherstroms eher gering, mit Tendenz gegen Null. Trotzdem sieht man wenige unzufriedene Gesichter. Die Atmosphäre stimmt, und viele der KünstlerInnen, die keinen eigenen Laden haben, sehen ihren Stand mehr als Marketinginstrument. Interessierte KundInnen blättern in Katalogen, nehmen sich die Visitenkarten mit, und größere Käufe oder Aufträge können später zustande kommen. Und bei Preisen von zum Teil über 500 Mark haben sich die Standgebühren von 100 Mark relativ schnell rentiert.

Ab Sommer soll es zusätzlich einen Flohmarkt an den Zeisehallen geben. Dann erst werden auch weniger gut Betuchte auf ihre Kosten kommen. Bis dahin wird der integrative Aspekt des Zeisemarktes wohl ein Wunschtraum von Frank Jauß bleiben, weil das Angebot die Exklusivität der Zeisehallen eher betont als vertuscht und für BesucherInnen aus dem Viertel selbst weitgehend unerschwinglich ist.

Bettina Meinecke

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