: Kita muß weiter auf dem Dachboden spielen
■ Kirche: Kita-Ausbau in Walle gefährdet
Kinder und Eltern in Bremen-Walle hatten sich zu früh gefreut. Dort sollte nämlich die Kindertagesstätte der evangelischen Kirche saniert und ausgebaut werden. Jetzt spielen im heruntergekommenen Altbau 70 Kinder, fünfzehn von ihnen müssen sich auf dem Dachboden drängeln. Bereits seit 1989 laufen die Gespräche über Erweiterungen des Gebäudes an der Waller Heerstraße zwischen Kirche und Stadt, nach dem vorläufigen Stopp durch den Bauausschuß der Jugendhilfe-Deputation wird sich in Walle jedoch so schnell nichts ändern.
Wolfgang Beyer, Pressesprecher des Sozialressorts, räumt ein, daß „der Bremer Westen mit Kita-Plätzen unterversorgt“ ist. Die Stadt wolle auch grundsätzlich eine neue Kindertagesstätte in Walle bauen. Aber eben nicht dort, wo die Kirche es will. Der Außenspielplatz an der Waller Heerstraße sei schon jetzt zu klein, nach dem Umbau würde der fast ganz wegfallen. Außerdem mache die Kirche „sehr teure Vorschläge“ und die Stadt müsse schließlich sparen. 57.000 Mark für einen Kita-Platz sind schlicht zuviel, bei der Stadt sind gerade mal 35.000 Mark pro Platz vorgesehen. Deswegen suche man nach „Kita-Plätzen von der Stange“. Jetzt soll, so der Behördensprecher, auf einem städtischen Gelände gebaut werden.
Doch dagegen wehrt sich die Waller Gemeinde, die für einen zweiten Kindergarten „nicht die Trägerschaft übernehmen will und kann“. Die Kirche hat jedoch längst ein an ihre Kita angrenzendes Grundstück gekauft, für genügend Freiluftspielraum ist also gesorgt. Außerdem habe die Behörde schon vor zwei Jahren den Neubauplänen schriftlich zugestimmt, sagt die Leiterin des Landesverbandes Evangelische Kindertagesstätten Ilse Wehrmann. Die Kirche habe sogar angeboten, den städtischen Zuschuß vorzufinanzieren. Schon jetzt zahlt die Kirche mit 35 Prozent den Löwenanteil an den laufenden Kosten für jeden Kita-Platz, in Niedersachsen muß die Landeskirche nur 20 Prozent der Kosten berappen. Bei 3.000 kirchlichen Kita-Plätzen in Bremen läppert sich das zusammen und verschlingt runde 12 Prozent der Kirchensteuern in der Hansestadt. Pikant ist die Lage vor allem deshalb, weil die Stadtgemeinde in ihren Kitas-Ausbauprogrammen mit 250 neue Kita-Plätzen bei der Kirche rechnet. fok
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