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What does a container contain?

■ Ein Gespräch mit Dodo Richter-Glück zur Ausstellungsreihe „Exile and Mainstream“ im Schlachthof

Die Spannung zwischen den Begriffen „Exile and Mainstream/Exil und Hauptstrom“, war bei der Eröffnung der neuen Ausstellung am Sonntag sehr konkret fühlbar: Als die Eröffnungsrede in kurdisch gehalten wurde, weilten die meisten im Exil des Nichtverstehens. In den „mainstream“ eintauchen konnte man ganz einfach, indem man sich wie die meisten Galerie-BesucherInnen zu der großen Menschentraube rund um die Videoinstallationen gesellte. Über soviel kunstsinnliches Verständnis freut sich die Ausstellung-Begründerin Dodo Richter-Glück. Die taz hatte zu ihrem Konzept dennoch einige Fragen:

Letztes Jahr gab es in der Galerie im Turm die Ausstellungsreihe Haufrauenkunst. Das klang nicht so abgehoben wie „Exile and Mainstream/Exil und Hauptstrom“. Was steckt hinter diesem Namen?

Der Titel ist angelehnt an eine Platte von den Rolling Stones: Exile and Mainstreet. Insofern bezieht sich der Titel bewußt auf die häufigsten SchlachthofbesucherInnen, die KonzertbesucherInnen. Den deutschen Titel habe ich dagegengesetzt als eine Art Spannungsfeld oder Art Dissonantenmodus zu dem englischen plattengängigen Titel.

Glauben Sie, daß die Leute etwas mit diesem Ausstellungsnamen anfangen können?

Er ist nicht ganz so reißerisch wie Feldforschung Hausfrauenkunst, das stimmt. Aber sonst, ich kann mir das schon vorstellen. Zumal in Bremen noch eine Ausstellung läuft über Beuys, wo Haupstrom vorkommt.

Wie kam es zu der Idee?

Die Ausstellung sollte einen starken politischen Anspruch haben, und etwas mit Exil zu tun haben. Mir ist zum Beispiel wichtig auf die Ausländerproblematik aufmerksam zu machen.

Wir als AusstellungsmacherInnen und KünstlerInnen sehen das auch als Teil einer Lebenserfahrung. Mit „mainstream“ meine ich das Spannungsfeld, sich in einer großen Masse zu bewegen, das zu tun, was alle machen, und auf der anderen Seite sich abgesondert und ausgesondert zu fühlen, als KünstlerIn. Menschliche Erfahrungen.

Braucht ein solches Thema eine Ausstellungsreihe anstelle von Einzelausstellungen?

Ich finde, daß eine Reihe die Möglichkeit hat verschiedene Facetten aufzuzeigen. Gerade bei einem so anspruchvollen Thema. Die sieben Teile der Reihe beziehen sich auf den siebenarmigen jüdischen Leuchter Menorah. Der weist auf den eigenen Standort hin, an dem man sich befindet, und auf alle vier Himmelsrichtungen, sowie oben und unten. Es geht mir hierbei um den Standpunkt des Menschen und alles, was drumherum ist. Vivianne Agena

geöffnet Di und Do 17-19, So 12-15 Uhr und nach Vereinbarung

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