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■ EishockeyHotelzimmer gebucht

Berlin (taz/dpa) – Wenn der Sport die Massen bewegt, ist auch die Politik nicht weit. So begab sich Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen erstmals in dieser Saison unters vergnügte Berliner Eishockeyvolk und wohnte einem Heimspiel von Preussen Berlin bei. Und wie das eben bei PolitikerInnen so ist, wähnte sich der Hauptstadtvorsteher gleich als der große Heilsbringer, nachdem die Gastgeber 5:2 obsiegt hatten im zweiten Play-off- Halbfinale gegen Titelfavorit Düsseldorfer EG. „Ich glaube“, orakelte Diepgen, „ich bringe Glück.“

Naja, wahrscheinlich ist es doch weniger die bürgermeisterliche Aura gewesen, sondern vielmehr die sportliche Leistung, die die Berliner dergestalt beseelte, daß sie die Düsseldorfer mit Hurra überrannten. Und es nun nach zwei Partien Remis steht. „Jetzt hat wohl jeder gesehen, was wir können und daß wir unbedingt weiterkommen wollen“, tönte Kapitän Georg Holzmann nach dem ersten Heimsieg gegen den Meister seit dem Bundesligaaufstieg 1987. Darnieder liegt derweil die rheinische Eishockeyszene. Denn dem Kölner EC droht gar das vorzeitige Aus. 4:5 unterlagen die „Haie“ auf heimischem Eis Hedos München. 2:0 führen die Bayern. Beim dritten Vergleich am heutigen Dienstag könnten sie bereits ins Endspiel einziehen.

Womit die Münchner ihren Teil zum allseits erwarteten Traumfinale gegen Düsseldorf getan hätten. Dumm nur, daß die Berliner den Spielverderber mimen. In der vergangenen Saison noch schienen die Preussen unter einem leichten DEG-Trauma zu leiden. In allen sieben Pflichtspielen waren sie gegen den späteren Meister unterlegen. Daß die Psychose jetzt kuriert werden konnte, nötigte gar Düsseldorfs Coach Hans Zach einigen Respekt ab: „Die Preussen haben körperbetonter und vor allem mit mehr Herz gespielt“, staunte Zach, dessen Team die erste Auseinandersetzung am vergangenen Freitag nur knapp mit 2:1 für sich entschieden hatte.

Weswegen die Preussen nun Morgenluft wittern vor dem dritten Spiel heute im Düsseldorfer Stadion an der Brehmstraße. „Da haben wir in dieser Saison auch schon mal gewonnen“, entsinnt sich Preussen-Präsident Herrmann Windler beschwörend. OB Diepgen als Maskottchen nach Düsseldorf mitzunehmen, wurde allerdings noch nicht in Erwägung gezogen.

Derweil sie im Rheinland Trübsal blasen, herrscht bei den bajuwarischen Eishockeyfreunden der Frohsinn. Wenngleich der Trainer von Hedos München alle Ansätze zum Ausflippen ausbremst. „Die Play-offs sind wie ein Tennismatch“, befand Hardy Nilsson, „wir haben zwei Sätze gewonnen, brauchen aber noch einen dritten. Und bevor wir den nicht haben, werde ich mich hüten, vom Finale zu reden.“ Zumal die Kölner eine Leistungsexplosion beim Match heute abend in der Münchner Olympiahalle versprochen haben. „Ich gehe fest davon aus, daß es am Freitag noch ein viertes Spiel in Köln geben wird“, beschied Co- Trainer Bernd Haake.

Was die Nachbarn aus Düsseldorf betrifft, die wollen so recht keine ernsthaften Bedenken hegen, gegen Berlin auszuscheiden: Die Hotelzimmer für die Finalspiele sind bereits gebucht. In München. Wenn das die Berliner und Kölner wüßten.gpf

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