Richtige Schiffe

■ „Hamburgs Hafen vor und nach dem Kriege“: Matinée mit historischen Filmaufnahmen von 1927 bis 1959

Die Brücke am Kai, Artisten des Hafens und Weltstraße See - Welthafen Hamburg - klangvolle Namen kleiner Filme, die einst für Hamburg warben oder über die Hafenarbeit aufklärten. Lange hatte sich keiner interessiert für die alten verblichenen Filme in der Landesbildstelle. Denn wenngleich staatlich, so muß das Archiv für Fotografien, Dias, Filme und Videos für den Unterrichtsbereich doch nach Maßgabe der Rentabilität arbeiten: Was lange nicht ausgeliehen wurde, fliegt auf den Müll.

Seit einigen Jahren hat nun Eggert Woost ein Auge auf den „Ausschuß“, alles Ausgediente legt er sich beiseite und sichtet es in der Freizeit. Seit dem vergangenen Jahr stellt er nun einmal im Monat „seine“ Schätze sonntagsmorgens im Abaton vor.

Eigentlich ist Woost als Verwaltungsleiter der Landesbildstelle mit Personalfragen der rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, aber da er nun mal seine Liebe zu den alten Streifen entdeckt hat, findet er auch: „Die müssen mal unters Volk.“ An diesem Sonntag führt der filmische Zeit-Tunnel im Abaton zu einem der beliebtesten Motive Hamburgs: den Hafen. Nach einer „Werberolle“, mit Spots für Produkte aus der Genußmittelbranche vor der Hamburg-Kulisse, folgen sieben historische Filme, entstanden in den Jahren von 1927 bis 1959.

Auch der eingangs erwähnte Film Weltstraße See - Welthafen Hamburg von Walter Ruttmann (1887-1941), der 1927 mit dem expressionistischen Portrait Berlin, Symphonie der Großstadt berühmt wurde und später als Dokumentarfilme für die Nazis drehte. Die Hamburger wollten damals ihr Stadtprotrait von Ruttmann, aber „er hat einen fürchterlichen Film abgeliefert“, sagt Woost, „ein kleiner Hafenschlepper tutet da wie ein Riesendampfer mit drei Schornsteinen“. Zum Reiz alter Filme gehört für Woost eben auch, daß man mal drüber lachen kann.

Von manchen Filmen weiß man heute gar nicht mehr, wie sie mal geheißen haben, denn durch das häufige Abspielen wurde der Anfang beschädigt. Andere sind tonlos zusammengeschnittene Filmdokumente ohne eine geplante Dramaturgie. Da die Urheberrechtslage oft nicht geklärt ist, geht Woost mitunter ein „unkalkulierbares Risiko“ ein, aber bisher hat er diese Klippe umschiffen können.

Die traditionellen Arbeiten im Hafen, die heute bis auf wenige Ausnahmen alle verschwunden sind, alte Schiffe und Hamburgs schönste Sonnenuntergänge in Schwarzweiß und Gegenlicht - diese historischen Quellen hat Woost ausgegraben und zum Teil vor der Zerstörung gerettet. Daß sich das gelohnt hat, ist am Sonntag zu besichtigen.

jk

Abaton, Sonntag, 27. 3., 11 Uhr, Einführung: Eggert Woost