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Plaste aus Schkopau – auf Jahre am Tropf

■ Ex-Kombinat Buna macht eine Million Verlust am Tag / Privatisierung in Sicht?

Berlin (taz) – Höchstpersönlich reiste gestern Treuhandchefin Birgit Breuel nach Nürnberg, um einen Entwurf für einen Vorvertrag zu unterzeichnen. Das nur vage bindende Dokument gilt der Plaste- und Elastefabrik Buna in Schkopau. Thyssen und die russische Firma Gasprom erklären in dem knapp zweiseitigen Papier ihre Absicht, zusammen mit der Treuhand auf eine Privatisierung des Konzerns hinarbeiten zu wollen. Beide Partner wollen gemeinsam eine qualifizierte Minderheitsbeteiligung an dem Ex-Kombinat kaufen.

„Im nächsten halben Jahr werden wir das konkretisieren“, verbreitete Treuhand-Abteilungsdirektor Klaus Schucht am Montag Optimismus, um gleich anzufügen: „Wir werden eine sehr genaue Revision der Beschäftigten vornehmen.“ Noch immer gäbe es im ostdeutschen Chemiedreieck eine Überbeschäftigung. Konkrete Entlassungszahlen mochte er nicht nennen, aber es werde schon „einige hundert oder mehr“ treffen.

Die zentrale Frage ist zunächst: Wo bekommt Buna künftig sein Vorprodukt Ethylen her. Bisher steht der Cracker dafür bei den 60 Kilometer entfernten Sächsischen Olefinwerken (SOW) in Böhlen. Die Treuhand kündigte im Herbst letzten Jahres an, dort eine supermoderne Neuanlage bauen zu lassen. Kostenpunkt: Etwa 1,6 Milliarden Mark. Das Gas sollte aus dem sibirischen Jamal durch eine Pipeline dorthin gelangen. Außerdem war geplant, die SOW als Betriebsteil bei Buna einzugliedern.

Aber Gasprom hat inzwischen offenbar andere Pläne und will die erste Veredelungsstufe lieber selbst übernehmen. Mit Schiffen soll das Ethylen nach Rostock gebracht und danach durch eine Pipeline nach Sachsen-Anhalt gepumpt werden. Im Klartext hieße das: Sämtliche 900 Arbeitsplätze in Böhlen wären überflüssig. Aber selbst wenn es gelingt, das Milliardenprojekt doch in Deutschland anzusiedeln, sieht es für die Menschen in Böhlen schlecht aus. Denn wirtschaftlich macht es keinerlei Sinn, das Ethylen von Böhlen nach Leuna und Buna zu transportieren, anstatt es gleich dort vor Ort herzustellen. Die sächsische Landesregierung aber will den Standort erhalten und plädiert deshalb auch gegen ein gemeinsames Dach mit dem Verarbeiter in Sachsen-Anhalt.

„Ein günstiger Ethylenpreis ist für uns absolut zentral“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Buna, Dietmar Hartmann. In der Plastikfirma in Schkopau werden zur Zeit täglich eine Million Mark Verlust erwirtschaftet – auf Kosten der SteuerzahlerInnen. Bundesfinanzminister Theo Waigel hat die Treuhand bereits angewiesen, die Verluste in absehbarer Zeit deutlich zu verringern.

So schnell wird das nicht gehen. Zunächst muß kräftig investiert werden. 1,8 Milliarden Mark sind bereits freigegeben, 1,9 Milliarden müssen noch von der EU abgesegnet werden. Während Betriebsrat Menzel davon ausgeht, daß ab 1997 in Buna schwarze Zahlen geschrieben werden können, ist der Regierungssprecher aus Sachsen- Anhalt, Dietrich Pawlowski, weniger optimistisch: „Wann sich das alles rechnet, ist unklar. Wir haben keine Prognosen, wie lange Buna noch am Tropf hängt.“

Am nächsten Montag bekommen Betriebsrat und die neue Geschäftsführung bei Buna Besuch von Treuhand-Chemiedirektor Schucht. „Ich hoffe, dann wird endlich klar, was wird“, so Betriebsratsvize Hartmann. „Mit noch 4.600 Leuten ist die Schmerzgrenze jedenfalls erreicht“, meint er. Annette Jensen

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