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Kohl landet nicht in der Normandie

■ Kanzler feiert statt dessen mit Alliierten – getrennt – ihren Abschied

Bonn (taz) – Der D-Day wird für Helmut Kohl ein Tag wie jeder andere sein. Er wird nicht dort sein, wo er gerne wäre: bei den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Normandie-Invasion. Zum Trost wird er, „in engem zeitlichem Zusammenhang“ mit dem Jahrestag zwar nicht der Befreiung Europas und Deutschlands von nationalsozialistischer Herrschaft, dafür aber der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Nachkriegszeit gedenken: Anfang Juni trifft Präsident Mitterrand den Kanzler deshalb bei einer Feier mit Jugendlichen aus beiden Ländern in Heidelberg. Dieses Treffen kündigte Kohl gestern bei seiner traditionellen Jahrespressekonferenz an.

Ohne den Namen Bitburg auszusprechen, zeigte sich Kohl verwundert, daß zehn Jahre nach 1984 „jetzt wieder so eine Diskussion geführt wird“. Mit Frankreich gebe es „überhaupt keine Divergenzen“ wegen der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie. Er habe sich „nie um eine Einladung bemüht“ und hätte sie auch nicht angenommen: Eine deutsche Teilnahme sei „nicht angebracht“. Dagegen könne er sich, falls er Kanzler bleibe, gut vorstellen, den 50. Jahrestag des Kriegsendes 1995 gemeinsam mit den Alliierten in London zu feiern.

Kohl verteidigte den Außenminister gegen die Kritik des französischen Botschafters Scheer und lobte Kinkels „energisches“ Auftreten vor der Europäischen Union. Er habe einen „guten Job“ gemacht. Die Einbestellung des französischen Botschafters durch das Auswärtige Amt fand Kohls ausdrückliche Unterstützung: „Das ist nichts Besonderes.“

In fernsehgerechtem Rahmen wird sich der Bundeskanzler seinem staunenden Wahlvolk rechtzeitig vor dem 16. Oktober als großer Staatsmann im Umgang mit so mächtigen Männern wie Clinton, Mitterrand, Major und Jelzin präsentieren. Zur Verabschiedung der Streitkräfte der drei Westalliierten habe er die Präsidenten der USA, Großbritanniens und Frankreichs für den 8. September nach Berlin eingeladen, sagte Kohl gestern.

Fünf Wochen vor der Bundestagswahl sollen die Präsidenten der Westalliierten gemeinsam mit dem CDU-Spitzenkandidaten weniger die Befreiung Deutschlands vom Faschismus und das Ende der Nachkriegszeit feiern als vielmehr an einer Gedenkfeier für die Soldaten teilnehmen, die während der Berliner Luftbrücke „ihr Leben für die Freiheit Berlins gelassen haben“ (Kohl). Gelegenheit zu weiteren bewegenden Fehrnsehbildern von Kohl im Kreise gekrönter Häupter bieten ein Festakt im Schauspielhaus und ein großer Zapfenstreich der Bundeswehr, der abends am Brandenburger Tor stattfinden soll. Eine von den Westalliierten gewünschte Parade wird offensichtlich nicht stattfinden.

Ohne Parade und ohne die Staatschefs der ehemaligen Verbündeten muß Präsident Jelzin den Abschied der russischen Truppen aus Deutschland feiern. Jelzin soll nach seinem Staatsbesuch vom 11. bis 13.Mai diesen Jahres am 31.August zur Verabschiedung nach Weimar und Berlin kommen, wo er an einer Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenmal teilnimmt. Hans Monath Seite 10

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