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70 lange Stunden hinter dem Steuer

■ Horror:Arbeitsverwaltung kontrollierte die Lenkzeiten bei Reisebussen

„Am Schreibtisch sitzen die Leute höchstens 40 Stunden. Hinter dem Steuer sitzen sie teilweise 70 Stunden.“ Klaas Reinders vom Gewerbeaufsichtsamt Bremen hat im letzten Jahr an Bord von Bremer Bussen Zustände festgestellt, die einem die rechte Lust an einer fröhlichen Urlaubsfahrt per Reisebus nehmen. In nur drei Wochen, in denen das Aufsichtsamt Lenkzeiten und Arbeitszeiten bei 16 Bremer Unternehmen überprüfte, stellten die Beamten insgesamt 217 Übertretungen fest und verhängten insgesamt über 14.000 Mark an Bußgeldern. Im Schnitt eine Buße von 70 Mark also – nicht gerade viel für die Gefährdung des Verkehrs und der Passagiere, die übermüdete Busfahrer verursachen. Da ist die Drohung der Arbeitsbehörde schon ernsthafter, bei konsequenten Verstößen in Zusammenarbeit mit der zuständigen Baubehörde den Dauersündern die Konzession nicht zu verlängern.

Die schweren Busunfälle in den Jahren 1992 und 1993 auf den Autobahnen Europas waren denn auch für die Bremer Arbeitsbehörde der Anlaß, um diese Kontrollen durchzuführen, erklärte Arbeitssenatorin Sabine Uhl (SPD) gestern. Im Gegensatz zur kurzfristigen Polizeikontrolle kann das Gewerbeaufsichtsamt die Daten eines Unternehmens rückwirkend untersuchen und Übertretungen nicht nur an den Fahrscheiben, sondern auch aus den Unterlagen der Firma erkennen. Das Ergebnis: „Vor allem im Reiseverkehr wird offenbar regelmäßig gegen die Vorschriften verstoßen.“ Die deutschen Normen nämlich fordern nach acht Stunden hinter dem Steuer eine Pause von mindestens zehn Stunden. Am meisten Sorge macht der Arbeitssenatorin der Trend zum Busfahrerjob als Zweitberuf: Wer nach einem Achtstundentag oder einer Fünftagewoche hinters Steuer klettert, hält zwar seine Lenkzeiten ein, ist aber trotzdem zu müde zum konzentrierten Fahren. Und die Zweitfahrer machen die Mehrheit aus: Von den überprüften Fahrern waren bei den Busunternehmen 45 fest angestellt, dagegen 79 Aushilfsfahrer. „Den Rekord hilet einer mit einem Hauptberuf und drei Jobs gleichzeitig als Busfahrer“, meinte Reinders.

In der harten Konkurrenz der Busunternehmer ist die Verlockung groß, von den Fahrern Überstunden hinterm Steuer zu verlangen. Dem will Uhl durch häufigere Kontrollen (“Auch wieder in diesem Jahr“) und durch einen Aufruf an die KundInnen der Busunternehmer entgegentreten: Diese sollten sich vor der Reise per Vertrag zusichern lassen, daß die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden: „Die Busunternehmer müssen erkennen, daß sie nur wettbewerbsfähig sind, wenn sie sich an die Regeln halten.“ bpo

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