piwik no script img

Ausweg für das Leuna-Projekt

■ Treuhand wird Zwischenlager für private Investoren: Ein deutsch-russisches Konsortium für die Buna-Chemie will Anteile an der Leuna-Raffinerie übernehmen

Berlin (dpa/taz) – Das Milliardenprojekt „Leuna 2000“ scheint gesichert. Der französische Energiekonzern Elf Aquitaine hat sich einverstanden erklärt, die Raffinerie nun doch zu bauen – allerdings mit ein bißchen Hilfe von der Treuhandanstalt.

Doch auch Birgit Breuels Behörde, die sich geweigert hatte, selbst in das Geschäft einzusteigen, kann das Gesicht wahren. Die Treuhand kauft den Anteil am Raffineriekonsortium, den Elf loswerden wollte, nicht unmittelbar zurück. Sie beteiligt nur die Buna GmbH (Merseburg) an dem Projekt. Zwar gehört das Chemiekombinat heute noch der Treuhand, aber Vorverhandlungen über eine Privatisierung sind im Gange. Am Mittwoch war nach einem Treffen von Treuhandpräsidentin Birgit Breuel, dem Präsidenten der russischen Gazprom, R. Wjachirew und Vertretern der Thyssen Handelsunion die Bildung eines Konsortiums beider Unternehmen angekündigt worden, das sich am Ausbau eines Olefinkomplexes in Buna, Leuna und Böhlen beteiligt.

Thyssen würde nur das Bäumchen wechseln. Die Handelsunion hatte für das Leuna-Projekt vereinbart, ihren Anteil nach Fertigstellung der Raffinerie an den Mehrheitspartner Elf verkaufen zu dürfen. Falls Thyssen diese Option, die 1987 fällig würde, wahr macht, soll nun das Buna-Konsortium einspringen – Thyssen bliebe im ostdeutschen Chemiedreieck engagiert. Aber das Risiko ist geringer: Elf hat zugestanden, Buna einen Anteil an seinen einst billig erworbenen Minol-Tankstellen zu überlassen. Thyssen und Gazprom dürfen nicht nur in die Rettung von Arbeitsplätzen investieren, sondern auch an den einträglichen Zapfsäulen kassieren.

Auch ohne ein solches Zugeständnis ist offenbnbar die russische Energiefirma Rosneft weiterhin bereit, 24 Prozent des Leuna- Pakets zu tragen. Damit sinkt die Elf-Beteiligung, wie von Firmenchef Philipe Jaffré seit der Privatiesierung gefordert, unter von 50 Prozent. Der Elf-Aufsichtsrat soll am Montag über dieses Ergebnis entscheiden. Nachbesserungen schloß Treuhandsprecher Wolf Schöde gestern aus: „Für uns sind die Verhandlungen abgeschlossen.“

Offen ist dennoch, über welche Kapazität die neue Raffinerie verfügen soll. Geplant waren 10 Millionen Jahrestonnen, Elf möchte sich lieber mit weniger begnügen. Darüber werde noch gesprochen, hieß es gestern. Treuhandsprecher Schöde freut sich vor allem, daß der Buna-Komplex jetzt auf „sichere Rohstofflieferungen“ aufbauen könne. Daß verbessere die Privatisierungschancen des Kombinats ganz erheblich, meint Schöde. nh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen