: Lichtbildvortrag über Niki de Saint-Phalles Tarot-Garten
Tatort: Toskana. Im Reich der Chianti-Seligkeit und des langhaarigen Studienrats hat sich die französische Künstlerin Niki de Saint-Phalle zu ihrem Lebenswerk entschlossen. In einer alten italienischen Tradition der Lustgarten-Architektur, die am Stiefel so unterschiedliche Areale wie die manieriestischen Steingärten mit Monstern und schiefen Häusern (etwa: Bomarzo bei Rom) und D'Annunzios martialische Zucht am Gardasee entstehen ließ, hat sich die Schöpferin bunt-verschlungener Skulpturen seit zehn Jahren mit dem künstlerischen Bau eines Tarot-Gartens beschäftigt.
Die 22 Symbole des Karten-Spiels, aus denen sich die gemeinen Spielkarten entwickelten und die heute zum Wahrsagen und zum orakelnden Party-Spaß in jedem auch nur entfernt esoterisch angehauchten Haushalt liegen, sind hier in der runden, bonbon-farbenden Sinnlichkeit ihre „Nanas“ dargestellt, die Saint-Phalles einzigartigen Stil ausmacht. Ein filigraner „Mond“ oder eine füllige „Mäßigkeit“ ragen als knallige Skulpturen aus dem toskanischen Braun-Grün-Gelb, nach dem die deutschen Intellektuellen so süchtig sind.
Der Landschaftsarchitekt Stefan Tischer, der an so ausgesuchten Orten wie Dresden, Urbino und Chamont sur Loire seine eigene gartenschaffende Kunst unter den Scheffel stellen konnte, hat sich intensiv mit der Künstlerin und ihrem poppigen Mystizismus auseinandergesetzt. In einem Lichtbildvortrag, den die Freie Akademie der Künste gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur veranstaltet, wird Tischer den Garten, der der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich ist, vorstellen und über seine Begegnungen mit der 63-jährigen Künstlerin berichten.
tlb
Freie Akademie der Künste, Markthalle-Süd, 19.30 Uhr
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