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"Wieder mal blöd gespielt"

■ 1. FC Nürnberg - Bayer Leverkusen 2:3 / Eine mißlungene Abseitsfalle brachte den angriffslustigen "Club" kurz vor Schluß um den verdienten Punktgewinn

Nürnberg (dpa) – Einem Häufchen Elend glich Manfred Schwabl nach dem Schlußpfiff. Der Spielmacher trommelte zornig auf dem Rasen und drückte damit die desolate Lage des mit 23,4 Millionen Mark verschuldeten 1. FC Nürnberg nach der bitteren 2:3-Heimniederlage gegen die zuletzt wenig überzeugende Spitzenmannschaft von Bayer Leverkusen aus. Ein durchaus vermeidbarer Ausrutscher, denn bis zur 83. Minute lagen die Franken noch mit 2:1 vorn. „Club“-Trainer Rainer Zobel haderte zu Recht mit seinen Akteuren: „Sie wollten schlauer als der Trainer sein, denn ich habe noch niemals auf Abseits spielen lassen.“Zobel zielte damit auf den Siegtreffer für die Rheinländer durch Nationalspieler Andreas Thom in der 87. Minute. Libero Kubik hatte im Angriff den Ball verloren, Schuster spielte einen langen Paß auf Thom, der den aufgerückten Nürnberger Abwehrspielern enteilte, routiniert Torwart Köpke ausspielte und den Ball zum 3:2 ins Tor schob. Kurz zuvor sah Nationaltorhüter Andreas Köpke nicht unbedingt wie ein Meister aus, als er einen verdeckten Schuß durch Sergio nur ins eigene Gehäuse zum 2:2-Ausgleich lenken konnte. „Ich habe den Schuß zu spät gesehen, weil mir die Sicht versperrt war.“ Mit diesen Worten wehrte der Kapitän die Vorwürfe ab. Er und auch Trainer Zobel wollen nichts von einer Vorentscheidung im Abstiegskampf wissen. „Jetzt müssen wir halt unbedingt beim Auswärtsspiel in Dresden punkten“, erklärten sie übereinstimmend. Die Nürnberger hatten zuvor mutig wie selten gespielt und waren dafür mit zweimaliger Führung durch Treffer von Andre Golke (28.) und Abwehrspieler Uwe Wolf (70.) belohnt worden. Doch schon beim Ausgleich durch Christian Wörns (40.) verriet die Deckung Unsicherheit. Michael Wiesinger, der nach einem am Wochenanfang erlittenen Bruch des Mittelhandknochens mit einer Manschette spielte, traf den Nagel auf den Kopf: „Wir haben leider wieder einmal blöd gespielt.“ Dies kann sicherlich nur teilweise gelten, denn bis zur Endphase boten die Franken einen Offensiv-Fußball wie lange nicht mehr daheim. Ausgenommen den Sieg gegen Schalke 04 vor zwei Wochen, konnten die Nürnberger Spieler erstmals seit dem grandiosen 2:1 gegen den FC Bayern München am 6. November spielerisch und kämpferisch überzeugen.

Viel Dusel hatte dagegen Bayer-Trainer Dragoslaw Stepanovic. Allerdings bezog sich seine Freude ausschließlich auf das Resultat. Denn jetzt hat die Werkself wieder Chancen auf einen Spitzenplatz. „Heute stand uns endlich wieder einmal das Glück zur Seite, nachdem es uns zuletzt verlassen hatte“, stellte Stepanovic erleichtert fest. Die Leistung seiner Spieler behagte ihm dennoch nicht. Doch seine Auswechslungen in der Schlußphase brachten den nicht mehr für möglich gehaltenen Umschwung.

Bayer Leverkusen: Vollborn - Foda (78. Becker) - Wörns, Melzig (75. Nehl), Happe - Lupescu, Scholz, Schuster, Sergio - Thom, Hapal

Zuschauer: 28.800; Tore: 1:0 Golke (28.), 1:1 Wörns (40.), 2:1 Wolf (70.), 2:2 Sergio (83.), 2:3 Thom (87.)

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