: Strahlende Fracht
■ Vierter Atommülltransport verließ Brokdorf trotz Sitzblockade
Der vierte Transport abgebrannter Brennstäbe aus dem Atomkraftwerk Brokdorf hat gestern morgen seine Fahrt zur umstrittenen britischen Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Sellafield angetreten. Wie die Polizei mitteilte, blockierten rund 50 Demonstranten bei Dammfleth (Kreis Steinburg) vorübergehend die Landesstraße 170. Nachdem die Sitzblockierer heftigen Widerstand geleistet hätten, seien sie von den Beamten weggetragen worden.
Das Aktionsbündnis „Wir schützen die Kinder von Sellafield“ zählte hingegen 120 BlockiererInnen und rügte das „gewaltsame“ Vorgehen der Polizei bei der Räumungsaktion. Zwei Hundertschaften seien mit Räumpanzern und Wasserwerfern gegen die friedlichen DemonstrantInnen vorgegangen.
Bei der Räumung der Menschensperre seien einige BlockiererInnen förmlich von der Straße getreten worden, anderen seien Arme brutal verdreht worden. Ein Blockierer wurde nach Angaben des Aktionsbündnisses vorläufigf festgenommen.
Trotz des Straßen-Scharmützels kam es nach Angaben der Polizei zu „keiner Verzögerung der Atommülltransporte“. In Brunsbüttel wurden die Brennstäbe vom Tieflader auf einen Spezialwaggon der Bahn umgeladen, um anschließend mitten durch Hamburg und quer durch die ganze Republik via Frankreich transportiert zu werden. Von dort aus wird die stahlende Fracht per Schiff nach Sellafield gebracht.
Schon heute ist nach Messungen von „Greepeace“ die Umgebung von Sellafield radioaktiv verseucht, ist laut Gutachten die Leukämiegefahr für die WAA-Anwohner zehnmal höher als im übrigen Großbritanien. Und nach der geplanten Inbetriebnahme einer zweiten Anlage soll sich die Strahlenbelastung der Umgebung noch einmal verzehnfachen.
Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen