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■ Mit der Anti-AKW-Bewegung auf du und duEnde einer Zeitschrift

Berlin (taz) – „Nichts bleibt ewig“, räsonniert Redakteur Bernd Weidmann in der letzten Nummer. Nach 17 Jahren hat die Zeitschrift atom des Göttinger Arbeitskreises gegen Atomenergie ihr Erscheinen eingestellt. Auch die Redaktion weiß, daß damit der Protest nicht verstummt ist. Nur das Emblem der Göttinger, die Sonne mit geballter Faust, bewegt nichts mehr.

Ein Mißverständnis von Anfang an: Die Zeitung wollte für Bürgerinitiativen sprechen, für den „Widerstand an den Standorten“. Aber die Bewegung war entstanden ohne die Analysen des Atomstaates, mit denen sich Anhänger des Kommunistischen Bundes am liebsten beschäftigten. Im Dezember 1976 hatte sich in diesem Umfeld ein Arbeitskreis gegründet, „um auch in Göttingen den Kampf gegen die Atomenergie aufzunehmen“. So nachzulesen in der ersten Nummer der Zeitung, die am 15. April 1977 erschien und noch Atom-Express hieß.

Keine Rede davon, daß die Bürgerbewegung kurz zuvor ihre erste politische Niederlage erlitten hatte. Friedliche Demonstrationen vor der Baustelle des Atomkraftwerks Grohnde waren in einer Schlacht mit der Polizei zu Ende gegangen. Der Protest gegen die Atomkraft hatte seine zivile Unschuld verloren, fortan gerieten Großdemonstrationen zu Generalstabsübungen beider Seiten. Die Zeitung, die ursprünglich Organ für „Südniedersachsen und Nordhessen“ sein wollte, begleitete die Diskussion der Aktivisten, ihre Bedeutung wuchs über den regionalen Rahmen hinaus.

Aber schon 1986 trennten sich die Wege wieder. Ausgerechnet der Unfall von Tschernobyl legte den Keim zum Niedergang. Eine „zweite Anti- Atom-Bewegung“ entstand, so hieß es nun, aber sie paßte nicht ins Konzept. Mütter, die sich um ihre Kinder sorgten, hatten wenig Verständnis für Militanzrituale, die Zeitung bemühte sich vergeblich, das Phänomen zu analysieren.

Noch schienen die Demonstrationen gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf die These vom kapitalistischen Atomstaat zu bestätigen. Aber den Ausstieg der Industrie aus diesem Projekt nimmt noch die Schlußnummer mit kaum verhohlener Wut zur Kenntnis: „Die Atomenergiewirtschaft hat sich freigeschwommen“, schreibt „Martin“ aus Bremen. Da erinnert Autor Jochen Stay doch lieber an die akademischen Anfänge: „Klein, aber fein“, sei der „Konflikt um die Atomenergienutzung immer noch ein sehr gutes Lernfeld in politischer Aktion.“ nh

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